OpenSurgery: OP-Roboter zum Selberbauen

Das Projekt OpenSurgery möchte herausfinden, ob Operationsroboter zum Selberbauen als kostengünstige Alternative für die medizinische Versorgung dienen könnten – und ist eine Provokation für die Gesundheitsindustrie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
SurgeryPirate v. 0.14_L

Der erste Prototyp des DIY-Op-Roboters: SurgeryPirate v.0.14_L

(Bild: opensurgery.net)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König

Roboter in der Medizin sind ja immer für eine Kontroverse gut, insbesondere, wenn sie auch noch operieren sollen – zwar scheint die Technik heute zuverlässiger zu arbeiten, seit vor rund zehn Jahren der "Robodoc" für negative Schlagzeilen sorgte, die Robotertechnik für den OP ist aber nach wie vor sehr teuer. Zu teuer, findet Frank Kolkman: Auf der Webseite seines Projekts OpenSurgery dokumentiert er die schrittweise Entwicklung des Protoypen für einen Operations-Roboter namens SurgeryPirate, den er selbst gebaut hat.

Die verglaste Rückseite des OP-Ropboters Marke Eigenbau.

(Bild: opensurgery.net)

Der SurgeryPirate besteht aus einer Aluminiumbox mit Arduino-Herz, an der zwei Arme aus dem 3D-Drucker ansetzen. Sie bestimmen die Richtung eines Wundhakens mit langem, dünnen Schaft, der zusätzlich vor- und zurückgefahren werden kann. Damit soll das Gerät in der Lage sein, bei einer minimalinvasiven Knopfloch-Operation zu assistieren. Ein kurzes Video zeigt einen Probelauf des Eigenbau-OP-Roboters; die Soundkulisse erinnert an das, was günstige 3D-Drucker so an Geräuschen von sich geben:

Eine Vorversion des OP-Roboters, noch mit Teilen aus dem Lasercutter.

(Bild: opensurgery.net)

Wem jetzt unbehaglich bei der Vorstellung an den nächsten Eingriff wird, kann sich wieder beruhigen: OpenSurgery ist eher ein politisches als ein ernstgemeintes technisches Projekt. Sein Initiator Frank Kolkman ist weder Arzt noch Techniker – seine OP-Roboter-Initiative entstand als Abschlussarbeit im Fach Design Interactions am Royal College of Art in London. Im Kleingedruckten auf der Webseite zu seinem Projekt schreibt Kolkman dann auch explizit: "Der DIY-Operationsroboter ist nicht für (kommerzielle) Anwendung gedacht und dient derzeit nur akademischen Zwecken. [...] Es wird nicht dazu aufgerufen, sich selbst oder andere zu operieren. [...] Jegliche medizinische Information, die im Zusammenhang mit dem OpenSurgery-Projekt veröffentlicht wird, ist zur zur Information gedacht und ersetzt keinen fachkundigen medizinischen Rat."

Operation im Hinterzimmer: Zwei SugeryPirates als Helfer, Tropf am Kleiderständer. Nicht zu Hause nachmachen!

(Bild: opensurgery.net)

Kolkman möchte vielmehr die Frage aufwerfen, inwieweit DIY-Medizin tatsächlich eine Alternative zur professionellen medizinischen Versorgung bieten könnte, die sich viele Menschen auf der Welt nicht mehr leisten können. Er verweist dabei auf YouTube-Videos, die beispielsweise zeigen, wie man selbst seine Zahnlücken füllen kann (mit Fimo!). Viele Maker nähern sich inzwischen dem Thema Medizin an und beschäftigen sich etwa über Wearables mit der Messung und Visualisierung von Körperfunktionen. Hoch im Kurs ist auch der Prothesenbau, beschleunigt durch die Verbreitung von 3D-Druckern: So hat sich der Franzose Nicolas Huchet sich seine eigene künstliche Hand konstruiert und dafür Open-Source-Hard- und Software genutzt. Insofern ist die Frage hinter Kolkmans Design-Abschlussarbeit einiges Nachdenken wert, auch wenn es manchem dabei kalt den Rücken herunterlaufen mag. (pek)