Kolumne: Good News, Teil 2: Australien macht es vor: Notebooks in die Schulen!
Die gute Nachricht des Tages kommt heute aus Australien. Dort bekommt jeder SchĂĽler der Highschool ein Notebook geschenkt. Das ist nicht nur eine gute Nachricht, sondern auch eine gute Sache. Und daher ein Vorbild fĂĽr Deutschland.
Liebe Bildungsministerin Dr. Annette Schavan,
Mist, gerade erst der zweite Tag meiner "Good-News"-Woche, und schon habe ich Schwierigkeiten, eine aktuelle gute Nachricht aufzutreiben. Dabei war ich so optimistisch! Das einzig Gute heute ist, dass es auch keine schlechten Nachrichten gibt. Zumindest keine neuen. Es gibt einfach überhaupt keine neuen Nachrichten. Es gibt nur die alten Nachrichten, bloß anders formuliert. Die Nachrichtenlage, könnte man sagen, ist wie die Nachfrage im Handel: mau.
Was tun, wenn man akuten Bedarf an guten Nachrichten hat? Man geht auf die Seite www.bitkom.org und schaut beim Branchenverband vorbei. Hier wird man immer fündig. Denn der Bitkom ist bekannt für seinen Optimismus. Und tatsächlich, wir werden nicht enttäuscht: "Hightech-Geschenke sind zu Weihnachten beliebt", fasst der Bitkom die Ergebnisse einer Studie zusammen. Das sind gute Nachrichten für den Handel, der von alleine sicher nicht darauf gekommen wäre. Auch die Information, dass "Männer sehr viel technikbegeisterter als Frauen" sind, ist eine wichtige Neuigkeit. Es ist schön, wenn einem der Bitkom die Welt erklärt.
Auch der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) ist oft eine gute Adresse, wenn es um gute Nachrichten geht (außer vor Tarifverhandlungen, dann gibt es nur schlimme Nachrichten darüber, wie schlecht es dem Handel geht). Und siehe da, was meldet der HDE nach dem ersten Adventswochenende: "Weihnachtsgeschäft trotzt der Krise." Besonders schön die poetische Formulierung von HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr: "Der Weihnachtsmann hält den Schutzschirm über den Einzelhandel." Ja, Schirmhersteller müsste man heute sein, da würde man sich dumm und dusselig verdienen. Aber zurück zum HDE: Blöd nur, dass sofort wieder die Spaßbremsen und Miesmacher auftreten mussten und das Gegenteil behaupteten. (Die Financial Times Deutschland schlagzeilte gestern Nachmittag in ihrer Online-Ausgabe: "Frohes Fest im Einzelhandel fällt aus." Die FTD wirft dem HDE Schönfärberei vor, was zwar nur bedingt nett, trotzdem aber vermutlich richtig ist.)
Da wir schon mal dabei sind, schauen wir auch noch mal bei der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) rein. Auch hier gibt’s gute Nachrichten: "Consumer Electronics-Branche erwartet gutes Weihnachtsgeschäft", meldet die gfu und berichtet, dass der Handel eine "erfreuliche Nachfrage" verzeichne. Wobei damit ein nomineller Umsatzzuwachs um zwei Prozent gemeint ist. Man ist bescheiden geworden.
Ansonsten sieht es mit wirklich guten Nachrichten so was von mau aus! Klar, die üblichen gut gelaunten Presseverlautbarungen kommen immer rein. Darauf ist Verlass. Dass zum Beispiel Epson-Geschäftsführer Henning Ohlsson zusammen mit Handelspartnern im Erzgebirge 400 Bäume gepflanzt hat, ist eine gute Sache und sicher auch eine gute Nachricht, aber genügt diese Information den hohen Anforderungen, die wir an dieser Stelle an eine wirkliche "good news" stellen? Auch dass fast jeder Hersteller und Distributor für seine Fachhändler auch in diesem Jahr wieder einen Adventskalender im Internet aufgehängt hat, ist gut und schön, aber sowohl vom Neuigkeits- als auch vom Begeisterungsswert her doch eher unterdurchschnittlich.
Weil Deutschland die Produktion von guten wie schlechten Nachrichten gerade mal runtergefahren hat, blicken wir ins Ausland. Und hier werden wir tatsächlich fündig. Genauer gesagt in Australien. Hier nämlich soll jeder Schüler der Highschool ab der neunten Klasse kostenfrei ein Notebook bekommen, das er nach dem Schulabschluss auch behalten darf. Die Kosten für diese Bildungsinitiative übernimmt der Steuerzahler. Das ist doch mal eine gute Nachricht, oder? Liebe Frau Dr. Schavan, was meinen Sie, wäre das nicht auch eine tolle Sache für Deutschland? Unsere Schüler würden schlauer werden, und die IT-Unternehmen hierzulande würden sich ebenfalls freuen. Also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sprechen Sie das Thema doch im nächsten Meeting mit Ihren Ministerkolleginnen und -kollegen mal an. Und sagen Sie mir anschließend Bescheid, wie begeistert die Runde Ihren Vorschlag aufgenommen hat. Ich bin gespannt.
Beste GrĂĽĂźe
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