Daddeln für die Karriere – Jobs in der Spielebranche

Um ein Computerspiel in den Laden oder ins Netz zu bringen, braucht es ein Team aus verschiedenen Spezialisten – vom Zeichner bis zum Programmierer. Neben Fachwissen sind bei angehenden Entwicklern Soft Skills und ein gesunder Spieltrieb gefragt.

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Spieleentwickler bei innoGames

(Bild: innoGames)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tobias Hanraths
  • dpa
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Am Anfang waren die Einzelkämpfer. Frühe Computerspielhits wurden oft von winzigen Teams oder Einzelpersonen entwickelt, in Garagen oder Schlafzimmern, häufig neben dem "richtigen" Job. Diese Zeiten sind vorbei: Inzwischen generiert die Spieleindustrie Millionenumsätze und ist Arbeitgeber für unzählige Fachkräfte weltweit. Allein in Deutschland hängen nach Zahlen des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) an der Branche rund 13.000 Jobs.

In den Anfangstagen waren Spieleentwickler noch fast ausschließlich Programmierer. Inzwischen sind andere Spezialisten aber mindestens genauso wichtig, sagt Thomas Bremer. Er ist Professor im Studiengang Game Design an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin: "Da gibt es drei Gruppen. Das ist der technische Teil, der gestalterische Teil und der Game Designer."

Der letzte Beruf in dieser Liste ist der jüngste: "Der bildet sich langsam erst als eigene Tätigkeit heraus." Game Designer entwerfen die Regeln, auf denen ein Spiel basiert. "Ohne den Game Designer geht also im Grunde nichts", erklärt Prof. Bremer.

Die Gestalter, Art Designer oder Game Artists sorgen derweil dafür, dass es beim Zocken auch etwas zum Anschauen gibt: Sie entwerfen die Spielwelt und die Figuren darin. Außerdem sind sie für das User Interface verantwortlich, also die Menüs und andere Anzeigen. Und natürlich muss sich jemand um Musik und Soundeffekte kümmern.

Programmierer liefern das technische Grundgerüst für Game und Art Design und fügen die verschiedenen Elemente zu einem fertigen Produkt zusammen. Ihre Aufgabenstellung hat sich in den vergangenen Jahren am meisten verändert, sagt Prof. Bremer. Denn inzwischen basieren viele Spiele auf Engines. Informatiker werden daher eher für die Online-Infrastruktur eines Spiels gebraucht.

Angehende Spieleentwickler können sich schon in der Ausbildung auf einen Teilbereich oder sogar eine spezielle Aufgabe darin konzentrieren. Viele Studiengänge bieten aber die Möglichkeit, überall einmal hineinzuschnuppern. So war es bei Tim Eckhoff: Seit 2013 arbeitet er als Software Engineer beim Berliner Spieleentwickler Wooga, zuvor hat er Game Design an der Mediadesign Hochschule Berlin studiert: "Das war ein Überblicksstudium, bei dem ich aus jeder Disziplin etwas gelernt habe, mit Spezialisierung am Schluss."

In Deutschland gibt es inzwischen 156 Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die angehende Spieleentwickler auf den Einstieg in die Branche vorbereiten. Das geht aus dem "Ausbildungskompass Games" des BIU hervor. Groß ist die Auswahl demnach vor allem in Berlin und Potsdam, aber auch München, Stuttgart, Köln und Hamburg.

Die Vielseitigkeit seines Studiums bedeutete zum Karrierestart vor allem eine Herausforderung, sagt Eckhoff: "Ich musste da am Anfang noch viel lernen. Denn ein Jahr Spezialisierung ersetzt kein komplettes Informatik-Studium." Heute empfindet er den Überblick aus seiner Ausbildung aber als Bereicherung: "Das hilft bei der Kommunikation im Team schon sehr." Wer ungefähr weiß, wie ein Art Designer arbeitet, kann dadurch besser Feedback geben.

Das ist im Entwicklungsalltag extrem wichtig, sagt Tim Eckhoff. Große Teile davon verbringt er nicht am Computer – zumindest in bestimmten Phasen eines Projekts: "Wir gehen jetzt gerade auf die Fertigstellung eines Spiels zu, da wird auch mehr wirklich programmiert", erzählt er. "Vorher war es wirklich viel Gequatsche, teilweise bestehen Tage zu einem oder zwei Drittel aus Meetings." Soft Skills wie Einfühlungs- und Diskussionsvermögen sollten Spieleentwickler also mitbringen.

Ein bisschen Spieltrieb gehört auch zum Job – nicht nur am Computer: Gelegentlich sitzt Tim Eckhoff mit seinen Kollegen über einem Brettspiel – teils zum Spaß, teils um neue Ideen auszuprobieren. Seine Freizeit muss man aber nicht unbedingt an der Konsole verbringen. Im Gegenteil: "Wer viel gespielt hat, ist nicht unbedingt ein guter Spieleentwickler", sagt Prof. Thomas Bremer. "Manchmal ist eine Außenperspektive sogar ein Vorteil."

Wer mit den Kollegen zocken will, kann das aber definitiv tun, sagt Tim Eckhoff: "Die Kollegen haben hier unterschiedliche Hintergründe und damit Vorlieben für unterschiedliche Arten von Spielen."

Neben der Entwicklung neuer Titel gibt es in der Spielebranche noch andere Jobs zu erledigen. Darunter sind zum Beispiel klassische Unternehmensaufgaben wie Vertrieb, Marketing und Personal. Eine besondere Ausbildung braucht es dafür aber nicht: Der Weg dorthin führt in der Regel über klassische Wege wie ein BWL- oder Jurastudium, erklärt Prof. Bremer. Umgekehrt müssen ausgebildete Game Designer nicht unbedingt zu einem Spieleentwickler gehen, so der Experte: "Unsere Absolventen gehen inzwischen auch in andere Bereiche, bis hin zur Unternehmensberatung. Game Designer sind ja eigentlich Motivationsexperten, das ist auch in anderen Feldern anwendbar." (anw)