Börse straft Rocket Internet für Kapitalaufnahme ab

550 Millionen Euro will der Startup-Finanzierer über Wandelanleihen in die Kasse spülen. Die Börse reagiert entsetzt.

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Oliver Samwer - Rocket Internet

Oliver Samwer kauft mit Rocket Internet Startups und versucht, sie an die Börse zu bringen.

(Bild: Boris Roessler (dpa)/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Raimund Schesswendter

Der Geldhunger des Börsenneulings Rocket Internet nimmt kein Ende. Nachdem erst im Februar eine weitere Emission neuer Aktien auf der Hauptversammlung genehmigt worden war, hat das Berliner Unternehmen am Montagabend eine Wandelanleihe angekündigt. Die Aktie stürzte daraufhin von etwa 41 auf unter 35 Euro ab. Das ist der tiefste Wert bis dato, der Kurs hatte im Februar noch an der 58er-Marke gekratzt.

Die Anleihen sollen sieben Jahre laufen, zwischen 2,25 und 3 Prozent Zinsen abwerfen und jederzeit in Aktien gewandelt werden dürfen. Die Firmenfabrik erhofft sich damit weitere 550 Millionen Euro, mit denen sie bestehende Beteiligungen aufstocken und neue aufbauen will. Sie hat sich eine dreimonatige Sperrfrist für ähnliche Kapitalmaßnahmen auferlegt.

Rocket Internet erhöhte im selben Zug seine Anteile an zwei Startups: Bei Shopkin können Kunden neue Outfits entdecken und einzelne Stücke kaufen, Sparks42 ist ein E-Commerce-Anbieter im Bereich Essen und Mode. Am ersten hält Rocket Internet nun 82, am zweiten 79 Prozent.

Gründer und wichtigste Anteilseigner von Rocket Internet sind die umstrittenen Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Das Unternehmen der Samwer-Brüder war im Herbst 2014 an die Börse gegangen und hatte 1,4 Milliarden Euro eingesammelt; in dessen Folge gaben die Samwers ihre Mehrheit an Rocket Internet auf. Im Februar kamen weitere 600 Millionen Euro hinzu. Rocket verwendet das Geld für Neugründungen und Beteiligungen von Startups, die bisher alle noch Verluste machen.

Das Geschäftsmodell sah lange Zeit so aus: Rocket Internet dupliziert ein erfolgreiches US-Startup und verkauft es dann im Idealfall an die Firma, die geklont wurde. Die Samwer-Brüder verdienten ihre ersten Millionen unter anderem mit einem eBay-Klon, der dann von eBay aufgekauft und zur Deutschland-Filiale gemacht wurde. Mittlerweile hat sich die Strategie etwas geändert. Rocket Internet will der größte Internetkonzern außerhalb der USA und Chinas werden, wie es in einer kürzlich online gestellten Selbstpräsentation heißt. (rsr)