Die Technologie, die Eliot Spitzer den Job kostete

Software zum Kampf gegen Geldwäsche durchleuchtet in den USA inzwischen fast jede Banktransaktion, egal wie klein sie ist. Dem Gouverneur von New York wurde das zum Verhängnis.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • John Borland
Inhaltsverzeichnis

Wenn man als US-Bankkunde eine wichtige Lehre aus dem Skandal um den kürzlich zurückgetretenen New Yorker Gouverneur Eliot Spitzer ziehen kann, dann lautet sie wie folgt: Die dortigen Geldinstitute achten inzwischen selbst auf kleinste Geldtransfers und klopfen alles auf mögliche illegale Geschäfte ab.

Zu verdanken hat das der Kontobesitzer moderner Software und dem Druck der Regierung nach den Ereignissen des 11. September, der dafür sorgte, das Banken seither aktiv nach Saldobewegungen fahnden, die nach Geldwäsche oder Terrorfinanzierung aussehen. Alle wichtigen US-Institute benutzen inzwischen entsprechende Algorithmen, sagen Experten. Und die durchforsten Tag für Tag bis zu 50 Millionen Transaktionen und geben bei Auffälligkeiten sofort Alarm.

In der Affäre um Spitzer ging es laut amerikanischen Zeitungsberichten um gerade einmal drei Überweisungen in Höhe von jeweils 5000 Dollar, die die Alarmglocken schrillen ließen. Es half wohl auch, dass der Mann eine prominente politische Persönlichkeit war. Doch selbst die banalsten Aktivitäten gewöhnlicher Bürger werden inzwischen scharf beäugt.

"Solche Softwaresysteme laufen bei allen großen Banken", sagt Pete Balint, Mitbegründer der Dominion Advisory Group, einer Beratungsfirma, die Geldinstituten bei der Suche nach Strategien gegen Geldwäsche und Betrug behilflich ist. "Je nach Transfervolumen kommen so durchaus Tausende von Alarmmeldungen pro Monat zusammen."

Die meisten Systeme folgen in einer ersten Untersuchungsstufe recht simplen Regeln und ermitteln darüber dann Anomalien, die näher untersucht werden sollten. Der Software-Hersteller Metavante sagt zum Beispiel, dass seine Werkzeuge 70 ausgewählte Regelsätze kennt – von der erhöhten Bargeldeinzahlung bis zum verdächtigen Kauf von Versicherungen. Diese Algorithmen melden auch große Transfersummen oder mehrere Transaktionen an einem einzelnen Tag, wie dies bei Spitzer der Fall war: Viel verdächtiger musste sich der Gouverneur bei der Bezahlung sexueller Dienstleistungen also nicht machen, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Banken suchen ständig nach Aktivitäten, die nach dem Versuch aussehen, größere und somit verdächtige Transaktionen in kleinere zu stückeln, die dann nicht mehr so leicht erkannt werden können. Spitzers Überweisungen fielen mit großer Sicherheit in dieses Muster so genannter Staffelungen, meint Dave DeMartino, Vizepräsident bei Metavante. Laut Medienberichten besitzt Spitzer ein persönliches Konto bei der North Fork Bank in New York, die zur Capitol One-Gruppe gehört. Eine Sprecherin des Instituts wollte sich allerdings auf Nachfrage nicht dazu äußern, welche Anti-Geldwäsche-Software die Bank einsetzt.

Solche Algorithmen sind jedoch nicht die einzige Waffe zum Auffinden verdächtiger Transaktionen. Banken und Behörden suchen auch nach Geldtransfers, die sich nicht so leicht vorhersehen und über Regeln erfassen lassen.

"Wenn man nur bekannte Szenarien beschreibt, findet man keine Techniken, von denen man zuvor noch nichts wusste", meint Michael Recce, Forschungsleiter bei Fortent, einem weiteren bekannten Hersteller von Bank-Sicherheitslösungen. "Rund 60 Prozent der Fallabläufe, mit denen unsere Kunden konfrontiert sind, waren ihnen zuvor bekannt. Der Rest aber eben nicht."