Studie: Wichtige GitHub-Projekte von einzelnen Entwicklern abhängig

Knapp drei Viertel einer Reihe populärer GitHub-Projekte könnten laut einer Studie ins Straucheln geraten, wenn der wichtigste oder die zwei wichtigsten Entwickler aussteigen. Beim Linux-Kernel stufen die Studien-Macher die Gefahr als gering ein.

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Studie: Wichtige Github-Projekte hängen von einzelnen Entwickler ab

Viele populäre Github-Projekte könnten ins Straucheln geraten, wenn federführende Entwickler plötzlich ausscheiden.

(Bild: Screenshot aus der Studie)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Bei 46 Prozent von 133 populären GitHub-Projekten hat ein Entwickler so große Bedeutung, dass das Projekt womöglich zum Stillstand kommt, wenn dieser Entwickler von einem Moment auf den anderen nichts mehr beiträgt. Das kann etwa passieren, wenn wichtige Programmierer bei einem Unglück ums Leben kommen – etwa wenn der leitenden Entwickler von einem Bus oder einem LKW überfahren wird, daher wird die kritische Ausfallschwelle oft als "Bus Factor" oder "Truck Number" bezeichnet. Eben diese hat eine Studie der Universidade Federal de Minas Gerais in Belo Horizonte, Brasilien für einige populäre Software berechnet, deren Code auf GitHub liegt.

Beim Linux-Kernel ist die Gefahr demnach gering, denn laut der Studie liegt der Faktor bei 90 – erst wenn mehr der wichtigsten Entwickler ausfallen, gibt es Probleme. 46 Prozent der untersuchten Projekte haben aber einen Bus-Faktor von 1 und bei 28 liegt er nur bei 2 – nahezu drei Viertel der Projekte könnten also ins Straucheln geraten, wenn der oder die zwei wichtigsten Entwickler das Zeitliche segnen. Zur Software mit einem Bus-Faktor von 1 gehört unter anderem der Clojure-Interpreter; einen Bus-Faktor von 2 hat etwa der PDF-Viewer-Code für Mozilla-Produkte.

Der MacOS-Paketmanager Homebrew hat den höchsten Bus-Faktor; der sinkt aber auf den niedrigsten Wert, wenn man nur den Kern der Software betrachtet.

(Bild: Screenshot der Studie)

Mit 159 den höchsten Bus-Faktor hat Homebrew, ein Paketmanager für MacOS. Das ist laut Autoren den vielen von Anwendern und Paketbetreuern beigesteuerten "Formulas" zu verdanken; bleiben diese bei der Analyse außen vor, sinkt der Bus-Faktor auf 1. Auch bei anderen Projekten steckt mehr dahinter, als eine einzelne Zahl ausdrücken kann. Beim Linux-Kernel gibt es tatsächlich viele wichtige Entwickler – bislang muss allerdings jede Änderung durch die Hände von Linux-Erfinder Linus Torvalds. Wenn der irgendwann von einem Hai gefressen würde, dann müssten die wichtigsten Entwickler die Nachfolgefrage unter sich ausmachen. Für diese Situation wurde nämlich nichts festgelegt, wie Torvalds kürzlich in einem Interview erklärt hat; dort sagte er aber auch, keine Probleme bei der Nachfolgeregelung zu erwarten, falls er überraschend sterbe.

Weitere Details zur Methodik und den damit gewonnen Daten liefert die öffentlich erhältlichen Studie; sie erläutert auch, wie die Studienmacher über Änderungen an Dateien auszumachen versucht haben, wie viele Schlüsselentwickler ein Projekt hat. Noch mehr Hintergründe und Analyse-Code liefert eine GitHub-Seite zur Studie. (thl)