Zweifelhaftes Netzspiel, dilettantisch in Szene gesetzt
Bei RealityRun rennen vorwiegend die Gebühren für die 0190er-Nummer durch den Zähler.
Es rauscht, irgendeiner niest und dann fährt eine S-Bahn vorüber – zwei Minuten sind vergangen, macht also exakt 7,26 Mark für dieses Live-Rauscherlebnis über eine 0190er-Telefonummer. "Extra Mile AG" ist der Veranstalter des ersten "RealityRun" der Welt, bei dem gestern ein junger Mann aus Amsterdam in Berlin an den Start gegangen ist. Dessen Lauf durch die Hauptstadt kann oder soll man über eine teure 0190er-Nummer live verfolgen. Wenn es ihm gelingt, sich 24 Tage lang zu verstecken und dabei auch noch Tagesaufgaben, die ihn in die Öffentlichkeit treiben, zu bewältigen, bekommt er anschließend 10.000 US-Dollar und die Hoffnung, im kommenden Jahr beim angedrohten Finale in New York mit von der Partie zu sein.
Wer sich auf die Netzseite des Spiels klickt, wird allerdings nicht nur von einer chaotischen Oberfläche überrascht, sondern muss mit Ladezeiten kämpfen, die aus den Anfangszeiten des Internet zu stammen scheinen – und deren Grund wohl nicht in der großen Nachfrage der Netzgemeinde liegt, sondern verursacht wird von an all dem blinkenden und tönenden Firlefanz, mit dem die Betreiber ihre Seiten aufgepeppt haben. Vermutlich auch eine Ursache für die ständigen Abstürze unseres Netscape-Browsers.
Aber auch der Microsoft-Explorer hat es trotz zahlreicher Versuche zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten nicht geschafft, die versprochenen Live-Bilder via Webcam auf unseren Monitor zu übertragen. Und in den Chat kamen wir erst gar nicht rein, weil wir vorher irgendetwas in einem "Pop-Up-Fenster" bestätigen sollten. Doch das besagte Fenster macht erst gar nicht pop ... (Ernst Corinth)
Mehr in Telepolis: Dilettantisch inszeniertes VergnĂĽgen. (fr)