Hacking Team wollte mit Drohnen hacken

Die auf Drohnen spezialisierte Boeing-Tochter Insitu wollte mit der italienischen Software-Firma Hacking Team ins Geschäft kommen, um ihren Kunden eine fliegende Hotspot-Falle anzubieten.

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Drone

(Bild: Insitu)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Im Fundus der E-Mails von Hacking Team ist eine Art 'Road Map' der kommenden Aufgaben aufgetaucht, mit denen sich die Programmierer der Firma beschäftigen sollten. Neben der Entwicklung neuer Überwachungssoftware für Windows 10 war geplant, einen mobilen miniaturisierten "Network Injector" einzusetzen, der mit einer Drohne fliegen und "gegnerische" WLANs ausspionieren oder übernehmen kann. Dies erregte die Aufmerksamkeit des Drohnen-Spezialisten Insitu, der eine Zusammenarbeit der beiden Firmen prüfte.

Nachdem Hacking Team auf der Militärmesse IDEX in Abu Dhabi während ihrer Firmen-Präsentation von den Drohnen-Plänen berichtet hatte, meldete sich ein italienischer Insitu-Techniker bei der Firma mit der Frage, wie denn die Anforderungen an eine Drohne sind, die als fliegender "Network Injector" andere Netzwerke übernehmen kann. Solche Ideen sind nicht neu und wurden auf der Basis des Pineapple von Hak5 bereits mit kleinen Drohnen umgesetzt, um Funknetze zu stören oder im Sinn einer "Machine in the Middle-Attack" zu übernehmen.

Zur Vorbereitung des Informationsaustausches schickte Hacking Team ein NDA, was Insitu mit einem eigenen Formular beantwortete, weil sie als Boeing-Tochter vornehmlich für militärische Kunden entwickelt. Darauf reagierte Hacking Team mit einer Klarstellung: "Nach anwendbarem europäischen Recht sind wir kein Hersteller von Rüstungsgütern, sondern eine Dual Use-Technikfirma". Zu einer Zusammenarbeit kam es bisher nicht.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Mailänder Polizei ihre Ermittlungen im Fall des neuesten Hacker-Einbruches bei Hacking Team mit einem früheren Fall zusammengelegt hat, den Hacking Team im Mai 2015 zur Anzeige brachte. Seitdem ermittelt die Polizei gegen Alberto Pellicione und fünf weitere ehemalige Angestellte von Hacking Team, die auf Malta die Firma Reaqta gründeten, die mit Hacking Team konkurriert. Nach einer Anzeige von CEO David Vincenzetti stehen die Ex-Mitarbeiter im Verdacht, bei ihrem Weggang Sourcecode und anderes Know-How von Hacking Team entwendet zu haben. (anw)