Das Sofort-Solar-Haus

Ins Dach eingebaute Sonnenkollektoren sollen die umweltfreundliche Stromerzeugung preislich attraktiver für Bauherren machen.

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Von
  • Alexandra M. Goho

Um die Solartechnologie in den USA in mehr Haushalte zu bringen, hat der örtliche Sonnenkollektorhersteller United Solar Ovonic einen für das Land ganz neuartigen Vertrag mit einem großen Bedachungsunternehmen geschlossen. Gemeinsam wollen beide Firmen Metalldachsysteme herstellen, die nicht nur vor Wind und Wetter schützen, sondern aus dem Sonnenlicht gleich auch noch Storm erzeugen. Sieben verschiedene Fertigsysteme werden inzwischen angeboten, deren Kapazität zwischen 3 und 120 Kilowatt liegt. Die Technologie soll widerstandsfähig genug sein, Stürme mit einer Windgeschwindigkeit von über 250 Stundenkilometern zu überstehen.

Neben dem Vorteil, ästhetisch ansehnlicher als übliche Sonnenkollektoren fürs Dach zu sein, sind die Solar-Schindeln kostengünstiger, weil sie gleich zwei Zwecke auf einmal erfüllen. "Wenn man ein Produkt verwenden kann, das eine Doppelaufgabe übernimmt, spart man letztlich Geld", meint Cecile Warner, leitende Ingenieurin am nationalen Zentrum für Photovoltaik des US-Nationallabors für erneuerbare Energien (NREL).

So genannte "Building-integrated photovoltaics" (BIPVs), also ins Haus integrierte Solartechnologie, existiert bereits seit den späten Achtzigerjahren, sagt Warner. Doch erst in den letzten Jahren setzt sie sich stärker in großen kommerziellen und privaten Immobilienprojekten in den USA durch. Fortschritte bei flexiblen Dünnfilm-Sonnenkollektoren, wie sie unter anderem von United Solar verkauft werden, erlauben es den Herstellern, Photovoltaik leichter in Dächer und Fassaden von Gebäuden zu integrieren.

Noch gibt es jedoch Misstrauen gegenüber der neuen Technik. "In der Vergangenheit kämpfte die Bauindustrie oft mit der schlechten Qualität neuartiger Produkte." Teure Rückrufaktionen seien die Folge gewesen, im Bedachungsbereich bestünden wegen der Bedeutung für die Sicherheit eines Gebäudes besondere Bedenken. "Ich denke, das war bislang die Hürde", meint Warner.

EnergyPeak, das Partnerunternehmen, das United Solar und der Bedachungshersteller Centria Services Group aus Pittsburgh gegründet haben, soll diese Skepsis nun zerstreuen. "Wir haben mit Centria gearbeitet, um ein Programm zu entwickeln, das unser Produkt zunächst einer Anzahl kleinerer Installateure zur Verfügung stellt. Wir nutzen hierzu eine bestehende Infrastruktur", sagt Marcelino Susas, Vizepräsident für strategisches Marketing bei der United Solar-Mutterfirma Energy Conversion Devices. Die Partnerschaft zwischen Solarfirmen und Bauunternehmen gebe der Technik "deutlich mehr Glaubwürdigkeit" und biete die Chance, Bedenken zu zerstreuen.

Centrai gestaltet und baut die Solar-Dachsysteme mit Hilfe der Dünnfilmklebetechnik von United Solar. Die Kollektoren lassen sich einfach vom Trägermaterial ablösen und auf Dachmaterial aufbringen. Die Firma vertreibt das Endprodukt dann durch kleine Metalldachanbieter, die auch die Installation für Gebäudebesitzer und Architekten übernehmen. EnergyPeak-Dächer werden mit einer 20jährigen Garantie ausgeliefert und sollen sich in unter zehn Jahren amortisiert haben – je nach US-Bundesstaat, in dem sie errichtet wurden.

Das United Solar-Material ist flexibler und leichter als Solarzellen aus kristallinem Silizium. Dadurch lässt es sich einfacher und billiger installieren und auch auf runden Dachstrukturen aufbringen. Das verwendete amorphe Silizium soll zudem mit weniger Licht auskommen und auch unter hohen Temperaturen besser arbeiten.

"BIPVs sind sehr interessant, weil sich damit ein Teil der Installationskosten sparen lässt. Der Marktanteil im Bereich der Wohnbebauung dürfte steigen", meint Michael Locascio, Senioranalyst bei Lux Research in New York. Insgesamt bleibe der Markt aber zunächst eher "sehr klein". Der Grund: Solche Systeme würden vor allem bei neuen Häusern eingesetzt oder in Bereichen, wo das gesamte Dach ersetzt werden muss.

Obwohl die Solartechnik weiter stark wächst, ist die Zukunft zumindest in den USA noch ungewiss. So wird demnächst ein wichtiger Steueranreiz, der die Nutzung in den letzten Jahren beflügelte, vermutlich Ende des Jahres auslaufen. Es ist unklar, ob der US-Kongress nachlegen wird.

Europa bleibt deshalb der größte Markt für BIPVs und Solarprodukte überhaupt. "In Italien und in Frankreich gibt es besonders große Anreize, die Technik direkt ins Haus einzubauen", sagt United Solar-Mann Susas. So liefert seine Firma Solar-Laminattechnik an einen großen Hersteller von Asphalt-Schindeln in Italien, der direkt an Bauherren vertreibt. (bsc)