Textiltechnik
Und doch blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Denn sie hat längst gewinnbringende Nischen für sich entdeckt.
- Wolfgang Tress
Wollte man die Deutschen ausschließlich mit Textilien aus hiesiger Produktion versorgen, bliebe – rein flächenmäßig – wohl für jeden nicht viel mehr als ein String-tanga übrig. 95 Prozent der Hosen, Jacken, Bettwäsche und Handtücher werden mittlerweile aus Ländern wie China oder der Türkei importiert. Gleichwohl sieht die Zukunft der heimischen Branche keineswegs düster aus. Denn die deutschen Textilhersteller haben längst gelernt, sich auf lukrative Nischen jenseits des globalisierten Massenmarktes zu spezialisieren. Gemeinsam mit Experten aus Universitäten und Wissenschaftsinstituten erforschen sie, wie sich Textilien veredeln und mit besonderen Eigenschaften ausstatten lassen. Und zwar auf allen Stufen des Verarbeitungsprozesses, von der Faser über das Rohgewebe bis zur Nachbehandlung und Pflege des fertigen Stoffs.
Am Ende entstehen Textilien, die nicht bloß fürs Moderegal gedacht sind, sondern eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen: Glasfasergewebe für die Architektur, textile Implantate für die Medizin oder schusssichere Westen für Polizei und Militär. Gleichzeitig tüftelt die Textilindustrie auch an einer Verbesserung ihrer Maschinen. Auf diesem Gebiet ist Deutschland bereits weltweiter Marktführer, 95 Prozent der Geräte aus heimischer Fabrikation gehen ins Ausland. „Hierzulande gibt es eine Textilforschungslandschaft auf hohem interdisziplinären Niveau, wie sie in Europa einmalig ist“, resümiert Walter Begemann, Geschäftsführer des Forschungskuratoriums Textil. „Das sind solide, gewachsene Strukturen.“
Seit seiner Gründung vor 50 Jahren hilft das von Begemann geleitete Gremium den 18 deutschen Textilforschungszentren bei der Planung, Finanzierung und Durchführung von Projekten. Gleich zwei seiner größten Schützlinge – das Deutsche Wollinstitut (DWI) und das Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH – sind in Aachen angesiedelt, einer Stadt, deren Geschichte als Tuch-Hochburg bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. „Am Standort Aachen sind sämtliche Kompetenzen versammelt“, sagt Bernhard Schmenk, beim ITA unter anderem für Projektakquisition und für Know-how-Transfer verantwortlich. Hier können Textilspezialisten und Mediziner, Physiker und Prozesstechniker, Biologen und Bauingenieure fachübergreifend den gesamten Lebenszyklus... (kd)