Biogas aus der Hausanlage

Vietnamesische Forscher arbeiten an lokalen Energieversorgungssystemen für kleine Landwirte.

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Von
  • Klaus Sieg

Vietnamesische Forscher arbeiten an lokalen Energieversorgungssystemen für kleine Landwirte.

Der Bauernhof von Le Thi Thanh Thuy ist klein. Trotzdem verfügt er über ein eigenes Kraftwerk. Gespeist wird es aus dem Dung von vier Zebu-Rindern und 20 Schweinen.

Im Stall hinter dem Haus im Dorf Khanh An im Mekong-Delta produzieren die 24 Nutztiere täglich 75 Kilogramm Dung. Er fließt durch ein Rohr in ein aus Ziegelsteinen gemauertes Behältnis im Boden, den Fermenter. Von diesem führt eine Gasleitung in die Küche der Landwirtin. Ein mit Wasser gefüllter Plastikschlauch dient als Druckmesser: Wird das Wasser durch das produzierte Gas auf die Höhe der Markierung auf dem Schlauch gedrückt, weiß Thuy, was zu tun ist: "Ich muss kochen, sonst entweicht das überschüssige Gas ungenutzt aus einer Vorrichtung am Fermenter."

Aber meistens verbraucht sie das stetig entstehende Biogas. Jeden Tag bereitet sie drei Mahlzeiten für die Familie zu. Das Methan reicht sogar, um auch die Kinder ihrer Schwester zu versorgen. Erdgas in Flaschen hat die Familie schon seit drei Jahren nicht mehr gekauft. So spart sie umgerechnet 150 Euro pro Jahr. Der Umwelt erspart die Anlage gegenüber dem fossilen Brennstoff jährlich sechs Tonnen CO2-Emissionen.

In Deutschland und Europa steht Biogas wegen hoher Einspeisevergütungen und somit hohen Strompreisen sowie Maismonokulturen in der Kritik. In Vietnam feiert die Technologie mit 145000 Kleinanlagen einen riesigen Erfolg. Und dabei sind nur die im Rahmen des Regierungsprogramms installierten gezählt. Hinzu kommen Anlagen, die Landwirte auf eigene Faust betreiben.

Denn auch ohne die zinsgünstigen Kredite der Regierung sind sie mittlerweile bezahlbar. Jene von Ha Nguyen Vu etwa hat gerade einmal vierzig Euro gekostet. Den Tank bilden zwei längliche Plastiksäcke unter der auf Stelzen stehenden Holzhütte. Das Methan entsteht in einer Grube neben seinem Schweinestall, bedeckt von einer ausgebeulten Plastikfolie. "Die Tanks braucht man, um genügend Druck aufzubauen." Sonst würde das Gas nicht in die Küche strömen. Probleme bereitet Ha Nguyen Vu eigentlich nur die Folie über der Grube. "Entweder die Mäuse zerfressen sie, oder ein Huhn pickt ein Loch rein. Ich muss sie jedes Jahr erneuern."

Allerdings hat der Dung als Rohstoff für Biogasanlagen einen Nachteil: "Zwar halten sehr viele Haushalte Schweine oder Kühe, viele verkaufen sie aber zum Neujahrsfest und beginnen von Neuem mit der Aufzucht kleiner Tiere", erklärt Nguyen Vo Chau Ngan von der Universität Can Tho. "Und dann gibt es zu wenig Dung." Der Wissenschaftler testet daher alternative Substrate, um sie dem Dung hinzuzumischen. Eine Möglichkeit wären Reisstroh oder Wasserhyazinthen, die ohnehin auf allen Gewässern im Delta wuchern.

Der Nachteil: Wasserhyazinthen muss man häufiger und intensiver in der Biogasanlage umrühren. Und sie brauchen einen Fermenter mit größerem Volumen. "Dafür ist die Produktivität von Anlagen mit gemischten Substraten höher." Mischt man Schweinedung mit Reisstroh oder Wasserhyazinthen, produziert die Anlage fast doppelt so viel Methan. Zudem verbessert sich die Qualität der Reststoffe als Dünger auf dem Feld oder Futter in der Fisch- und Garnelenzucht. (bsc)