Samsung: Der Smartphone-Marktführer unter Druck

Noch sind die Koreaner unangefochtener Marktführer bei Smartphones. Doch auch bei Samsung knirscht es im Gebälk, der Absatz schrumpft und mit ihm der Gewinn. Und die neue Konkurrenz aus China schläft nicht.

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Samsung Galaxy S6 and Galaxy S6 Edge

Bei den neuen Spitzenmodellen Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge hat sich Samsung verkalkuliert.

(Bild: dpa, Jeon Heon-Kyun)

Lesezeit: 2 Min.

Smartphone-Marktführer Samsung hat trotz der Markteinführung neuer Galaxy-Flaggschiffe im zweiten Quartal 2015 weniger umgesetzt und verdient als im Vorjahresabschnitt. Das geht aus dem am Donnerstag vorgestellten Quartalsbericht hervor, mit dem vor drei Wochen von Samsung veröffentlichen vorläufigen Kennzahlen bestätigte.

Demnach hat der koreanische Konzern im zweiten Quartal 48,5 Billionen Won (37,7 Milliarden Euro) umgesetzt. Im Vorjahresquartal verzeichnete Samsung einen Umsatz von 52,4 Billionen Won. Das operative Ergebnis sank im Vergleich zum Vorjahr von 7,2 auf 6,9 Billionen Won (5,4 Milliarden Euro); der Nettogewinn nach Steuern von 6,25 auf 5,75 Billionen Won (4,47 Milliarden Euro).

Während sich das Geschäft mit Halbleitern und Displays positiv entwickelt, ist Samsung bei Unterhaltungselektronik und Mobilgeräten unter Druck. Den sinkenden Absatz bei Smartphones erklärt das Unternehmen mit weniger Nachfrage nach älteren Mittelklassegeräten. Auch das neue Spitzenmodell Galaxy S6 und seine Schwester mit “Edge” konnten das nicht rausreißen: Samsung hatte die Nachfrage nach den neuen Flaggschiffen falsch eingeschätzt, was zu hohen Lagerbeständen beim S6 und Lieferengpässen beim Edge führte.

Gegensteuern will der Konzern mit einem besseren Produktmix, Preisnachlässen für die S6-Smartphones und “neuen Modellen mit großem Display”. Damit dürften das neue Galaxy Note 5 und ein größeres Galaxy S6 Edge+ gemeint sein, die schon eine Weile durch die Gerüchteküche gereicht werden. Die neuen Phablets wird Samsung wohl schon bald vorstellen: Für den 13. August hat der Hersteller zu einem seiner “Unpacked”-Events nach New York eingeladen.

Dass Samsung das “Unpacked” vorzieht und seine Phablets nicht wie bisher auf der IFA in Berlin (ab 4. bis 9. September) vorstellt, wird allgemein als Anzeichen für den steigenden Druck auf die Mobilsparte gewertet. Die Koreaner wollen die beliebten Phablets – oder zumindest ein Modell – offenbar frühzeitig auf den Markt bringen, um möglichst noch im laufenden dritten Quartal von der erwarteten Belebung profitieren zu können.

Smartphone-Verkäufe 2015 nach Hersteller, IDC
Hersteller 2. Quartal 2015 2. Quartal 2014 Absatz +/-
Geräteabsatz Marktanteil Geräteabsatz Marktanteil
Samsung 73,2 Mio. 21,7 % 74,9 Mio. 24,8 % -2,3 %
Apple 47,5 Mio. 14,1 % 35,2 Mio 11,7 % +34,9 %
Huawei 29,9 Mio. 8,9 % 20,2 Mio. 6,7 % +48,1 %
Xiaomi 17,9 Mio. 5,3 % 13,8 Mio. 4,6 % +29,4 %
Lenovo/MOTO 16,2 Mio. 4,8 % 24,3 Mio. 8,0 % -33,3 %
Andere 152,5 Mio. 45,2 % 142,2 Mio. 47,1 % +7,3 %
Gesamt 337,2 Mio. 302,1 Mio. 11,6 %
IDC, Juli 2015

Im zweiten Halbjahr erwartet Samsung eine wachsende Nachfrage nach Smartphones, doch dürfte das Wachstum geringer ausfallen als in den Vorjahren. Auf dem weltweiten Smartphone-Markt ist Samsung zwar noch Spitzenreiter, doch von zwei Seiten unter Druck: Apples iPhone 6 ist ein harter Konkurrent im Spitzensegment. Und in der Mittelklasse machen chinesische Hersteller wie Huawei, Lenovo oder Newcomer wie OnePlus den Koreanern das Leben schwer. (vbr)