Gamescom 2015: Mekka für Hardcore-Gamer, Gelegenheitsspieler, Spiele-Entwickler ...

Vom Mittwoch, dem 5., bis zum Sonntag, dem 9. August, wird Köln ein weiteres Mal die Stadt der Spiele und der Spieler sein. Die alljährliche Gamescom ruft – inzwischen zum siebten Mal. Eine Vorschau auf Highlights, Neuheiten und Trends.

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Gamescom 2015 in Köln

Mit dem Presse- und Fachbesuchertag am Mittwoch öffnet die Messe traditionell; ab Donnerstag ist dann Einlass für Privatbesucher.

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Inhaltsverzeichnis

Hardcore-Gamer, Gelegenheitsspieler, Konsolisten, PC-Fighter, Entwicklerstars, Smartphone-Daddler, unabhängige Spieleschöpfer und internationale Publisher: Sie alle machen sich derzeit reisefertig und richten ihren Blick auf die Domstadt am Rhein: Dort öffnet am Mittwoch die siebte Gamescom ihre Tore.

Die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele wird unter dem Leitthema "Next Level of Entertainment" auf dem Gelände der koelnmesse (Hallenplan) nicht bloß Blicke auf kommende Neuerscheinungen bekannter Publisher für alle Systemplattformen erlauben. Wer sich für einen Beruf in der Spieleentwicklung interessiert, findet dort Kontakte – und viele "Indies" präsentieren sich und ihre Schöpfungen der spielenden Welt einmal ganz real und abseits von Online-Märkten. Es gibt reichlich Gelegenheit zum Probespielen, zum Mitfiebern beim E-Sport und zum Eintauchen in Spielewelten innerhalb aufwendiger Installationen in den Hallen. Fans plastischer 3D-Darstellungen dürfen Spiele-Demos mit Virtual-Reality-Headsets hautnah genießen. Cosplayer verkörpern in liebevoll gefertigten Kostümen ihre Heldinnen, Kämpfer und Monster. Auch für Freunde alter Spieleschätzchen gibt es Gelegenheit zum Staunen und Fachsimpeln.

Mafia III: Genaueres über den heiß erwarteten dritten Teil der bleihaltigen Genremix-Reihe wird man erst ab Mittwoch erfahren.

(Bild: 2K)

Zu den am heißesten erwarteten Neuheiten gehört das Gangster-Action-Spiel Mafia III von 2K Games, das wie sein Vorgänger aus dem Jahr 2010 voraussichtlich für Windows, Mac OS X und gängige Konsolen erscheinen wird. Über den Erscheinungstermin hüllt der Publisher sich bislang in Schweigen, auch ein Trailer soll erst zu Beginn der Gamescom freigegeben werden.

Was man den kargen Hinweisen entnehmen kann, ist, dass das Ganze in einem anderen Jahrzehnt angesiedelt ist als zuvor. Spielte der 2002 erschienene Erstling der Serie noch in einer US-Großstadt der 1930er-Jahre, bewegte man sich bei Mafia II in den 40er- und 50er-Jahren. Das bislang einzige veröffentlichte Bild zum neuen Spiel legt nahe, dass die Handlung nun in die 60er-Jahre verlegt wurde.

Dampfendes Inferno in den Hallen: Ähnlich wie hier bei Blizzard 2014 wird auch in diesem Jahr enormer Andrang an den Ständen der Publisher herrschen.

(Bild: koelnmesse)

Liebhaber düsterer Rollenspiele erwarten mit Spannung das vom hoch gehandelten japanischen Studio From Software entwickelte Dark Souls III (Trailer). Nachdem auf der E3 in Los Angeles zunächst nur Andeutungen gezeigt wurden, will Publisher Bandai Namco jetzt Näheres zum Gameplay enthüllen. Spielern wird versprochen, dass sie erneute "tausend Bildschirmtode überstehen" dürfen. Im Frühjahr 2016 soll das monumentale Spiel für Xbox One, PS4, and Windows-PCs erscheinen.

Noch im Dezember dieses Jahres soll das in einer offenen Welt angesiedelte Action-Spektakel Just Cause 3 für Windows, PS4 und Xbox One erscheinen. An Anspielstationen auf dem Messestand von Square Enix sollen Spieler das neue Werk der Avalanche Studios ausprobieren können. Wieder geht es auf einer mediterranen Inselwelt dem Diktator General Di Ravello an den Kragen. In der Rolle des Agenten Rico Rodriguez soll der Spieler unter anderem mit einem Wingsuit durch die Lüfte gleiten können.

Gelegenheit zum Handanlegen soll es auch bei Crytek geben: Hier darf man das hektische Free-to-Play-Gefecht Arena of Fate probespielen, das demnächst in die geschlossene Beta-Phase geht. Die Showbühne des Messestandes wird den Schauplatz für mehrere parallel ablaufende Matches des 5-gegen-5-MOBA-Spiels bilden; Besucher sollen in der Rolle von historischen oder fiktionalen Helden gegeneinander und gegen das 20-minütige Zeitlimit kämpfen.

Fünferteams treten auch bei Dreadnought vom deutschen Studio Yager gegeneinander an. Erstmals bringen die Berliner eine spielbare Version des Science-Fiction-Multiplayers außerhalb der USA zum Einsatz. Auf zwei Maps dürfen Besucher ein Deathmatch mit gewaltigen Raumschiffen ausfechten.

Viele Fahrsimulationsstände werden es Besuchern wieder erlauben, mit Lenkrad und Pedalerie virtuelle Renner durch Kurven zu scheuchen.

(Bild: koelnmesse)

Gleich eine ganze Halle hat der Publisher Electronic Arts belegt. Hier wird nicht nur mit FIFA 16 das runde Leder spektakulär in detailfreudig simulierte Tornetze getrieben, wobei erstmals auch der Frauenfußball eine tragende Rolle spielt. Auch relativ unverbrauchte Spielideen haben offenbar wieder eine Chance beim Branchenriesen: Beim Puzzle-Platformer Unravel übernimmt der Spieler die Rolle einer Figur aus Garn, die im Spielverlauf einen langen Faden abspult. Der wiederum dient als originelles Werkzeug zum Überwinden von Hindernissen. Das Spiel soll für die üblichen Verdächtigen Windows Xbox One und PS 4 erscheinen.

Für dieselben Plattformen ist auch das neue Star Wars: Battlefront angekündigt, das nach der Übernahme der Shooter-Reihe durch EA einen Neustart markiert. Das explosive Multiplayer-Erlebnis an kultträchtigen Schauplätzen von Tattooine bis Hoth soll im November auf den Markt kommen. Zu dem Dreigestirn der Systemplattformen ist auch das Action-Adventure Mirror’s Edge Catalyst unterwegs, das halsbrecherische Akrobatik aus First-Person-Perspektive bieten wird. Schwindelfreiheit ist für diejenigen anzuraten, die die Parkour-erprobte Heldin Faith Connors durch die futuristische Glasstadt führen wollen. Spektakuläre Kämpfe unter Einbeziehung von Elementen der Umgebung sind zu erwarten.

Unverdrossenen Gasgebern wird das neue Need for Speed Gelegenheit zu rasanten Sprints in der offenen Spielwelt der fiktiven Stadt Ventura Bay geben, die Los Angeles nachempfunden wurde. Das Studio Ghost Games hat die neue Rennspiel-Auflage, die im November erscheinen soll, im Auftrag von EA entwickelt. Mit dem Reboot der Serie soll sich eine Rückkehr beliebter Elemente aus früheren Need-for-Speed-Spielen verbinden. Zusätzlich sind Inhalte nach Social-Media-Muster vorgesehen – etwa das "Liken" von Snapshots anderer Fahrer, das diesen Ruhmpunkte einbringt.

Might & Magic Heroes VII: Auf der Gamescom soll die Fraktion "Dungeon" gezeigt werden.

(Bild: Ubisoft)

Zu den ganz großen internationalen Publishern gehört auch Ubisoft. Ausprobierer sollen auf der Standlandschaft insgesamt neun Titel anspielen können, darunter das im London des 19. Jahrhunderts angesiedelte Schleich-Action-Adventure Assassins Creed Syndicate (angekündigt für Oktober auf Windows-PC, Xbox One, PS4). Das viktorianische Abenteuer bringt ein umfangreiches Verkehrssystem mit; man ist mit Kutschen, Zügen und Booten unterwegs. Fahrzeuge lassen sich auch als Verstecke nutzen.

Freunde heldenorientierter Strategie-Epen werden sich über den neuesten Spross einer anderen traditionsreichen Serie freuen: Might & Magic Heroes 7 soll noch in diesem Jahr erscheinen, rund 20 Jahre nach dem Start der Reihe. Das deutsche Studio Limbic Entertainment hat die Entwicklung des Rundenstrategiespiels übernommen, das mit Rollenspielelementen und einem komplexen Wirtschaftssystem glänzen soll.

Wer statt strategischer Überlegungen lieber den Bleifuß sprechen lässt, wird auch bei Ubisoft fündig: Das im Juni angekündigte Arcade-Rennen Trackmania Turbo des Entwicklerstudios Nadeo soll in Köln anspielbar sein. Damit wird die Stunt-Racer-Reihe erstmals außer für Windows auch für PS4 und Xbox One verfügbar. Auf schwindelerregenden Strecken, bisweilen in Achterbahn-Manier, absolviert man Zeitrennen. Der Kampagnen-Modus führt durch über 200 Strecken.

Fallout 4: Prächtige Grafik erwartet den Spieler, wenn er neue gefährliche Streifzüge auf der Oberfläche der postapokalyptischen Erde unternimmt.

(Bild: Zenimax)

Zu den weiteren Glanzstücken unter den großen Spielen, auf die man in den Hallen einen Blick werfen kann, zählt Konamis Open-World-Action-Adventure Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain, das im Herbst für Windows, PS3/4 sowie Xbox 360/One erscheinen soll. Der Nachfolger von "Ground Zeroes" schickt den einäugigen berüchtigten Söldner "Snake" in das von den Sowjets besetzten Afghanistan in den 1980er-Jahren, um dort eine bleihaltige Befreiungsmission für seinen früheren Partner Kazuhira Miller durchzuführen.

Ein weiteres Highlight ist der heiß erwartete neue Spross der Endzeit-Rollenspielreihe "Fallout" von Bethesda: Fallout 4 soll im Herbst 2015 für Windows, Xbox One und PS4 erscheinen. Eine verbesserte Variante der Creation-Engine sorgt für prächtigere Grafik als bisher. Schauplatz ist Boston, und es soll stärker als bisher Möglichkeiten geben, Herausforderungen friedfertig zu meistern. Die Spielerfigur ist auch nicht länger zum Schweigen verurteilt. Das Spiel liefert die Vorgeschichte zur Bunkerkultur, die man aus den Vorgängern kennt: Man erlebt den ersten Tag des Atomschlags 2077 und den Rückzug der Überlebenden in die Bunkerwelt. 200 Jahre später verlässt der Spielercharakter die schützenden Mauern.

Erschreckende Zukunftsvisionen gibt es auch an anderen Stellen auf der Gamescom: Am Stand von Square Enix werden Geduldige einen Blick auf Deus Ex: Mankind Divided werfen können, das im Frühjahr 2016 ebenfalls für die zuletzt genannten drei Plattformen in den Handel kommen soll.

Grundlage ist die neue Dawn-Engine. Die Handlung setzt 2029 ein, zwei Jahre nach dem Vorgänger "Human Revolution". Technisch verbesserte Menschen werden diskriminiert und verfolgt. Adam Jensen, der Spielheld, jagt im Auftrag seiner Polizei-Spezialeinheit Terroristen, die über kampfwirksame Implantate verfügen.

Die wenigen Beispiele, auf die wir hier Schlaglichter geworfen haben, stehen stellvertretend für die Vielfalt der Spiele-Neuheiten, die auf der Gamescom präsentiert werden. Im Verlauf der Messe wird heise online immer wieder bemerkenswerte Fundstücke vom Kölner Messegelände vorstellen – auch und gerade solche, die abseits des großen Mainstream liegen.

Gespannt sind wir etwa auf das, was unabhängige Entwickler im Rahmen der "Indie Arena" auf einem rund 500 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand präsentieren werden.

VR-Headsets wie die Oculus Rift erlauben es, Rennspiele, aber auch Shooter plastisch und mit einem intensiven Mittendrin-Gefühl zu erleben.

(Bild: koelnmesse)

Stereoskopische Spieldarstellung mit hochauflösendem Equipment, am besten auch noch mit Spielsteuerung über Headtracking, ist der kommende Trend – darin sind sich alle Kaffeesatzleser der Branche einig. Nur die Hersteller lassen sich Zeit; als Jahr des großen Durchbruchs wird jetzt allgemein 2016 gehandelt. Bei Sony wird es in Köln Gelegenheit geben, das Virtual-Reality-Projekt Morpheus zu begutachten. Aber auch anderenorts sind zahlreiche VR-Demos angekündigt. Wer neugierig auf immersives Spielerlebnis mit Headset ist, wird auf jeden Fall Gelegenheit dazu bekommen.

Nicht nur an den Ständen mit VR-Equipment, sondern überall in den Publikumshallen müssen Besucher sich auf längere Wartezeiten einstellen. Traditionell sind lange Schlangen vor den Präsentationsräumen die Regel. Bei den Haupt-Publikumsmagneten ist auch mehrstündige Warterei keine Seltenheit gewesen.

Wer Menschenmassen fürchtet, ist auf der Gamescom fehl am Platze: Berüchtigt ist insbesondere der Messesamstag, für den schon seit Mitte Mai keine Tageskarten mehr erhältlich sind.

(Bild: koelnmesse)

Das fällt umso stärker ins Gewicht, weil bereits keinerlei Tageskarten mehr verfügbar sind. Wer am Messegelände am Vormittag ohne Eintrittskarte eintrifft, hat nur noch die Chance, bis zum frühen Nachmittag darauf zu warten, dass genügend Besucher das Gelände wieder räumen, um dann eine Nachmittagskarte zu ergattern. Für den traditionell besonders überlaufenen Messesamstag musste der Vorverkauf bereits Mitte Mai eingestellt werden. Angesichts des zu erwartenden Wetters ist damit zu rechnen (und zu erhoffen), dass die Messeleitung bei allzu dramatischer Überfüllung des Geländes am Samstag die Zugänge wieder zeitweise schließen wird, wie es bereits 2013 nötig war.

Bei allem Lauten, Explosiven, Kämpferischen und bei aller Action-Betonung sollten jedoch auch die leiseren Aspekte der Messe nicht unter den Tisch fallen. So wird der "Family & Friends"-Bereich in Halle 10.2 speziell Familien mit Kindern von 6 bis 12 Jahren ansprechen; hier dürfte es durchaus eine Chance geben, zumindest das eigene Wort gelegentlich zu verstehen. Hier gibt es Ruhezonen und Gelegenheit zu kindgerechten Aktivitäten wie Kopf-Tischtennis. Auch die Sonderschau Retro-Gaming, bei der zahlreiche private Sammler ebenso wie Retro-Konsolenprojekte und Vereine zeigen, wie attraktiv die Welt der Spiele-Oldies ist, ist in diesem Bereich angesiedelt. Nicht zu vergessen auch die Ausbildungsinstitute, die Projekte ihrer Studenten präsentieren. Die Dialogplattform "Jobs & Karriere" dürfte für viele, die mit einem beruflichen Einstieg ins Spielebusiness liebäugeln, ein wichtiger Anlaufpunkt sein.

Helden aus Fleisch und Blut: Auch der Bereich, den die Messe den Cosplayern widmet, wird wieder viele Neugierige anziehen.

(Bild: koelnmesse)

Das Messegeschehen dreht sich nicht allein um die Spiele selbst, sondern umfasst auch das Drumherum des digitalen Lebensstils junger Leute. So beherbergt das "Event Level" in Halle 5.2 eine "Social Media Stage", auf der unter anderem bekannte YouTuber, Poetry-Slammer, DJs und Bands auftreten. In Halle 10.1 wird die "Let's play meets gamescom"-Bühne viele Besucher anziehen; angekündigt sind hier etwa Live-"Let's play"-Events mit Szenestar PietSmiet. Die Abende des Freitag, Samstag und Sonntag sind geprägt durch die Konzertreihe "Video Games Live". Die bislang an anderen Orten angeblich erfolgreichsten Videospiel-Konzert-Events der Welt sind erstmals auf der Gamescom vertreten. Wer nach dem Befahren virtueller Rennstrecken in den Hallen Sehnsucht nach echtem Benzingeruch bekommt, wird die Vorführungen der Motocross-Artisten von Relentless auf dem Freigelände genießen.

Wie viel sich die Veranstalter von der diesjährigen Ausgabe der Gamescom versprechen, zeigen auch einige Zahlen: Die Messe, deren Partnerland diesmal das Vereinigte Königreich ist, soll jetzt insgesamt 193.000 Quadratmeter belegen – was, wie die stolzen Messemacher betonen, 18 Prozent mehr sind als im vergangenen Jahr. Über 800 Aussteller aus mehr als 45 Ländern sollen vertreten sein, deutlich über die Hälfte davon aus dem Ausland. (psz)