Ein Kühlschrank für das Terabit-Internet

Router mit Bandbreiten von bis zu 100 Terabit pro Sekunde werden ganz neue Dienste ermöglichen - auch solche, die wir uns noch gar nicht vorstellen können.

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Von
  • Eric Bender
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Sex-Appeal gibt's für den Preis von einer halben Million Dollar (und mehr) leider nicht. Ciscos neuer Superrouter namens Carrier Routing System 1 (CRS 1) ist ungefähr so groß wie ein Kühlschrank und eher nichts fürs Auge. Das große Rack bestehend aus Hard- und Software hat nur einen Zweck: Das Internet der nächsten Generation zu ermöglichen.

Der CRS-1 und seine Superrouter-Konkurrenten sind am oberen Ende der Leistungsskala jener Geräte, die heute auch Heim-PCs an das Internet anschließen. Sie sind deutlich weiter entwickelt als jene Router, die heute in Firmennetzen und dem Internet zum Einsatz kommen.

Wie anders ist der CRS-1? Erstens bedient sich Cisco eines massiv parallelen Supercomputers. Anstatt beispielsweise Wetterdaten aufzubereiten, erledigt der Riesenrechner im CRS-1 die Übermittlung zahlreicher Datenströme mit Geschwindigkeiten von 40 Gigabit pro Sekunde und mehr, die über Glasfasernetze weitergeleitet werden. Cisco baute seinen eigenen Siliziumchip ("Der fortschrittlichste seiner Art") dafür, den so genannten Silicon Packet Processor. Er entscheidet, wie das System die Datenpakete über ein Netzwerk weiterverteilt. Jeder dieser Chips enthält 188 32-Bit-Prozessoren, wobei jeder seinen eigenen geschützten Speicher besitzt und als Parallelrechner arbeitet. Eine große CRS-1-Konfiguration kann Hunderte dieser Chip beinhalten.

Der CRS-1 ist deshalb so besonders, weil er eine enorme Durchsatzrate hat. Ein einzelner Router erledigt 1,2 Terabit pro Sekunde, 80 erreichen im Knotenbetrieb 92 Terabit. Das ist genug, betont Cisco, um Leitungen mit 850 Kilobit pro Sekunde in jedes einzelne Haus der Vereinigten Staaten zu legen oder eine digitale Version der Library of Congress in weniger als fünf Sekunden zu verschicken. Der CRS-1 ist 70-mal schneller als bisherige Cisco-Router.

Noch wichtiger sind allerdings die Verlässlichkeit und leichte Handhabung, die der CRS-1 verspricht, sagen Fachleute. Ein Niagarafall an Daten, der sonst durch Regale voller Hardware läuft, wird durch ein einziges System kanalisiert. Ein neues modulares und äußerst verlässliches Betriebssystem verteilt Aufgaben flexibel auf die Prozessoren. Gibt es Probleme, lassen sich diese automatisch beheben, ohne dass der ganze Router in die Knie geht. Verschiedene Prozessoren können verschiedene Internet-Protokolle ablaufen lassen, ohne sich dabei in die Quere zu kommen. Der Grundansatz ist ein "vollständig verteiltes System, das an Grid-Computing erinnert", sagt Robert Whiteley, Analyst beim IT-Marktforscher Forrester.

Das Resultat ist ein System, das mehr als zehn Jahre laufen kann, ohne jemals abgeschaltet werden zu müssen. Normalsterbliche werden sich außerdem darüber freuen, dass Cisco der "Mutter aller Router" eine grafische Benutzeroberfläche spendiert hat - mit der Kommandozeilen-Bedienung älterer Cisco-Geräte hat sie nichts mehr zu tun.