Ausgesetzt im wilden deutschen Wald

Neue Reality-Konzepte: "Waldländer" vom Jugendsender Fritz und das Nokia Game, eine multimediale Schnitzeljagd in 18 Ländern.

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Von
  • Florian Rötzer

Angestachelt durch den Hype rund um "BigBrother" tüfteln die Marketingexperten in Medien- und Telekommunikationskonzernen an neuen Formaten, die Virtualität und Alltagswirklichkeit noch stärker miteinander verschmelzen. Die Konzepte müssen im Kampf um die Aufmerksamkeit der Mediennutzer dabei immer ausgefallener werden. Eines der ambitioniertesten Projekte hat der zum ORB gehörende Jugendsender Fritz ist heute Mittag gestartet: Fünf auserwählte Hörer aus Berlin und Brandenburg wurden im "tiefen Wald" ausgesetzt und müssen in der Wildnis 72 Stunden lang überleben. Ausgestattet sind sie nur mit Schlafsack und Messer. Natürlich werden da Assoziationen an Blairwitch Project wach.

Doch zum Glück können die Fritz-Hörer den Kandidaten beim Survival-Training nicht nur über die Website des Senders zuschauen, sondern ihnen auch helfen, was gleichzeitig die viel beschworene "interaktive" Komponente ins Spiel bringt. Per Email, Fax, Telefon oder SMS dürfen die teilnehmenden Beobachter die "Waldländer" beraten, wenn es um so entscheidende Fragen geht wie "Ist dieses Gewächs ein Fliegenpilz oder ein Pfifferling?" oder "Wieviel Kalorien haben Würmer?". Damit die "Waldländer", die selbst natürlich vorübergehend auf Handy und Laptop verzichten müssen, die Tipps der Hörer und Surfer überhaupt erhalten, werden sie permanent von einem "Radiofritzen" begleitet. Der empfängt über eine extra entwickelte mobile Netzstation nicht nur die gut gemeinten Ratschläge der zu Hause Mitfiebernden, sondern berichtet auch live vom Ort des Geschehens über den Sender, der von Samstag bis Dienstag sein gesamtes Programm nur den Waldländern widmet.

Ein großes Werbe-Event in Form eines "interaktiven Multimedia-Abenteuers" hat sich der finnische Handyhersteller Nokia ausgedacht. In 18 europäischen Ländern von Deutschland über die Schweiz bis nach Portugal startet am 1. November das einen Monat lang dauernde Nokia Game, eine die fiktive Realität der Figur Sisu mit der Alltagswirklichkeit der Mitspieler vermischende, über alle Medien hinweg geführte Schnitzeljagd. Hinweise gibt es über Nachrichten in Funk, im Fernsehen, im Internet, in Zeitungen oder über SMS. Nokia hat das multimediale Ereignis im Testmarkt Holland bereits vor einem Jahr ausprobiert und scheint mit dem Ergebnis so zufrieden zu sein, dass sie mit einigen hunderttausend Mitspielern rechnet. "Connecting people einmal ganz anders", lautet die Devise der Marketiers. (Stefan Krempl)

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