Die zwei Gesichter der Biometrie

Um sich vor Terroristen zu schützen, wollen die USA massiv biometrische Systeme zur Identifikation einführen.

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Von
  • Simson Garfinkel
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Ein dickes Weihnachtsgeschenk hat der US-Kongress der Biometrie-Branche da gemacht: Gleich 35-mal taucht das Wort "Biometrie" im Sicherheits-Gesetzespaket "National Intelligence Reform Act of 2004" auf, das im vergangenen Monat verabschiedet wurde. So soll Biometrie in der Luftfahrtsicherheit verankert werden, das FBI die Technik verstärkt für Personen-Überprüfungen verwenden dürfen und ein "Center of Excellence" für die Biometrie aufgebaut werden. Daneben müssen den USA wohlgesonnene Länder, deren Einwohner Visa-Freiheit bei der Einreise genießen, künftig biometrische Daten in ihre Pässe aufnehmen. Auch wer Amerika verlässt, soll künftig biometrische Daten hinterlassen.

Das neue Sicherheitsgesetz wurde am 17. Dezember von George W. Bush unterzeichnet. Es sieht unter anderem 20 Millionen Dollar für die Transportsicherheitsbehörde vor, die damit ein fortschrittliches biometrisches System entwickeln soll, das in der Luftfahrtsicherheit eingesetzt werden kann - unter anderem auch zur "Massenidentifikation", also der biometrischen Erfassung großer Gruppen. So sollen Flughäfen biometrische Systeme bei der Zugangskontrolle verwenden. Das Justizministerium muss darüber hinaus ein System schaffen, durch das sich reisende Strafverfolgsungsbeamte aller Ebenen biometrisch ausweisen können.

Zur Biometrie gehören diverse Technologien, die physische Merkmale des Körpers zur Identifikation von Personen einsetzt. Fingerabdrücke sind das bekannteste biometrische Merkmal, aber keineswegs das einzig verwendete - Fuß- und Handflächenabdrücke werden seit Jahren ebenfalls eingesetzt.

Das Hauptinteresse an der Biometrie in den USA kommt heute aus der Terrorabwehr und dem Schutz der nationalen Grenzen. Islamische Terroristen nutzten in der Vergangenheit verschiedene Tricks, durch die Verdächtigenlisten auf den Flughäfen zu kommen. Dazu gehört beispielsweise, dass sie ihren Pass vernichten und dann einfach einen neuen beantragten, dafür aber die englische Schreibweise ihres arabischen Namens leicht verändern.

"Es gibt derzeit kein einheitliches Verfahren, wie man arabische Namen auf Englisch umschreibt. Dies ermöglichte den 19 Entführern des 11. September, auf Namen basierende Watchlist-Systeme zu umgehen und Bestrebungen, sie vorher zu entdecken, zu entkommen", heißt es im Bericht der 9/11-Kommission der US-Regierung.

Die Zukunft in der Terrorismusbekämpfung liegt aber nicht in einer standardisierten Schreibweise arabischer Namen, merkte die Kommission an. Gebraucht werde ein einheitliches nationales System, das Terroristen mit Hilfe von Biometrie entdeckt, wenn sie in die USA kommen oder einen Sicherheitsbereich betreten wollen. Reisende werden dabei gleich mehrfach überprüft.

"Jeder dieser Checkpoints stellt eine Möglichkeit zur Durchleuchtung zur Verfügung - zur Überprüfung, ob eine Person wirklich die ist, für die sie sich ausgibt und tatsächlich aus dem angegebenen Grund Einlass erbittet. Verdächtige werden so erkannt und entsprechende Maßnahmen können eingeleitet werden", so der Bericht der 9/11-Kommission weiter, aus dem sich auch das verstärkte Interesse an Biometrie ableitet.