Die fünfte Generation im Test: MakerBot Replicator und Replicator Mini

Die aktuellen 3D-Drucker von MakerBot sind bereits seit anderthalb Jahren zu kaufen – bei ein paar ihrer Rafinessen hat allerdings noch kein Konkurrent nachgezogen: Stockt der Druck, gibt es Alarm.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Maker-Bot Replicator

(Bild: MakerBot)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

MakerBot verkauft längst nicht mehr nur 3D-Drucker – drumherum existiert inzwischen ein ganzes Biotop aus Desktop-Software, Apps für Mobilgeräten und der 3D-Online-Datenbank Thingiverse. Erst mit Netzwerkanschluss (per Kabel oder übers WLAN) spielen die 3D-Drucker der fünften Generation von MakerBot ihr volles Potenzial aus – so filmen sie etwa live den Bauraum mit der eingebauten Weitwinkelkamera, sodass man den Druckfortschritt auf dem Mobiltelefon verfolgen kann. Über das eingebaute Display des großen Replicator kann man sich sogar 3D-Druckvorlagen direkt aus dem Netz von Thingiverse auf den Drucker herunterladen und dort materialisieren – ganz ohne Umweg über einen Rechner.

MakerBot Replicator (5th. Gen.) und Replicator Mini (13 Bilder)

Replicator, 5te Generation

Der Standard-Desktop-Drucker von MakerBot heißt schlicht Replicator, wie auch schon zwei seiner Vorgänger. Damit man ihn von diesen unterscheiden kann, lautet der vollständige Name dieses Geräts: MakerBot Replicator 5th Generation. Zur Generationenfrage gleich mehr.
(Bild: MakerBot)

Was in groben Zügen so zeitsparend und bequem klingt, braucht aber etwas Geduld, bis es läuft: So bringt man einen Replicator ins WLAN, indem man einen Rechner per USB anschließt, die Software MakerBot Desktop startet, diese mit dem Drucker verbindet, dann in dessen Einstellungen das WLAN konfiguriert, mit dem der Rechner auch gerade verbunden sein muss. Per App vom iPad oder Android-Telefon bekommt man nur Kontakt zu einem Replicator, der im selben WLAN hängt, aber nicht mit einem, der per Kabel ans selbe lokale Netz oder denselben Router angeschlossen ist. Der Druck direkt von Thingiverse aus funktioniert nicht mit STL-Dateien, sondern nur mit Druckdateien im proprietären Format von MakerBot – um die selber herzustellen, muss man wieder den Weg über die Desktop-Software nehmen, sofern man nicht etwas aus dem schmalen Repertoire der iOS-App namens Printshop direkt druckt.

Wenn aber alles eingerichtet und vorbereitet ist, erleichtert die Vernetzung dann doch vieles – im Test erwies es sich als äußerst praktisch, vom Bürorechner aus bequem checken zu können, ob der Testdruck im Labor ein Stockwerk tiefer noch läuft oder schon fertig ist. Seltsamerweise verlor die Kamera an unserem Test-Replicator häufiger den Fokus, der von Hand wieder korrigiert werden musste. Am Ende half es, die etwas locker in der Fassung sitzende Linse mit einem Schnipsel Krepp-Klebeband zu fixieren.

Mit seiner fünften Maschinengeneration hat MakerBot den sogenannten SmartExtruder eingeführt, der sich mit einem Handgriff abnehmen und ansetzen lässt und der registriert, wenn kein frisches Druckmaterial nachkommt – sei es, weil die Filamentspule leer ist oder die Düse blockiert. Dann bleibt der Drucker stehen und schickt eine Warnmeldung übers Netz. Der Smart Extruder hat MakerBot und dessen Mutterkonzern Stratasys in der Vergangenheit in ziemliche Schwierigkeiten gebracht – wir hatten im Test damit hingegen keine großen Probleme.

Im Lauf unserer Tests schlug der Smart Extruder dreimal Alarm (stets beim großen Replicator). Nie war das Filament alle, in allen Fällen lag eine Blockade vor, wie sie auch bei anderen 3D-Druckern gelegentlich vorkommt. Sie ließ sich stets durch einmaliges Entladen und erneutes Befüllen des Extruders beheben. Anschließend konnten wird den Druck fortsetzen. Je nach Objekt ist eine solche Unterbrechungsstelle hinterher mehr oder weniger deutlich zu sehen und muss gegebenenfalls noch etwas nachbearbeitet werden.

Beim Mini gibt es etwas weniger Konfigurationsmöglichkeiten für den Druck als beim größeren Replicator – so kann man bei diesem Gerät nicht verhindern, dass unter jedem Objekt aus einigen Lagen Kunststoff ein sogenanntes Raft angelegt wird, das für die Haftung auf der Klebebandauflage des Druckbetts sorgen soll. Ein Raft verlängert zwar die Druckzeit etwas und erhöht den Materialverbrauch ein wenig, aber es erhöht die Erfolgsquote beim Drucken, weshalb der Hersteller es generell empfiehlt. Dafür justiert der Mini vollautomatisch den Abstand zwischen Düse und Drucktisch. Beim Replicator hingegen ist das ein halbautomatischer Prozess, bei dem man den Anweisungen auf dem Display folgt und gefühlvoll zwei Rändelschrauben in die vorgegebene Richtung dreht.

Die Bauplattform lässt sich bei beiden Geräten mit einem Handgriff entnehmen, um das fertig gedruckte Objekt außerhalb des Druckers bequem von der Unterlage zu lösen. Beide Replicatoren haben keinen beheizten Drucktisch und eignen sich damit nur für Drucke mit PLA und ähnlichem Material.

Gerät Replicator (5th Generation) und Replicator Mini
Hersteller/Vertrieb MakerBot / u.a. Conrad, Alternate, Reichelt
Bauraum 25,2 cm × 19,9 cm × 15 cm / 10 cm × 10 cm × 12,5 cm
Drucktisch Kunststoff und Klebeband, unbeheizt
Software proprietär (Windows, Mac, Linux)
Material PLA 1,75 mm
Druck über... USB, WLAN, Ethernet*, USB-Stick*
Druckqualität gut
Preis ab 2500 € (Replicator), ab 1300 € (Mini)
* nur Replicator

Beide 3D-Drucker lieferten im Test Stücke guter Qualität, vergleichbar mit dem Ultimaker 2 oder dem K8400 von Velleman. Auch die Handhabung ist unproblematisch.

So etwas wie den Smart Extruder und die integrierte Kamera, die den Druckfortschritt live auf Rechner und Telefone streamt, haben wir noch bei keinem anderen 3D-Drucker im Test gesehen. Damit behält man den Druck auch außerhalb der Sichtweite des Geräts weitgehend unter Kontrolle. Das hat einiges für sich, und so sind im Test einige Drucke zu einem guten Ende gekommen, die ansonsten sicher in einem Haufen Plastikgewölle geendet hätten. Andererseits würde man die ausgefeilten Überwachungstechniken bei einem 3D-Drucker, dessen Düse nie verstopft, nicht vermissen.

Gemessen am Bauraum von gerade mal 10 cm × 10 cm × 12,5 cm ist der Mini allerdings nicht gerade ein Schnäppchen. Zudem versucht MakerBot (wie auch Dremel bei seinem 3D-Drucker) die Nutzer ihrer Drucker auf die sanfte Art zum Kauf des Original-Druckmaterials zu bewegen: Zwar sind in die Spulen keine Chips integriert, die Plastikdraht fremder Hersteller blockieren würden, und auch der Durchmesser des Filaments entspricht mit 1,75 Millimetern einem Standardmaß. Dafür müssen die Spulen genau die richtige Geometrie haben, um in die dafür vorgesehenen Taschen im Inneren der Maschinen zu passen. Für den Mini sind konkret 200-Gramm-Materialspulen vorgesehen, die direkt beim Hersteller satte 23 Euro pro Stück kosten. Auch beim großen Replicator ist man auf die Spulen des Herstellers mit ungewöhnlich großem Durchmesser und geringer Tiefe angewiesen.

Die Ergebnisse der systematischen Druckqualitätsprüfung finden Sie in unserer Online-Vergleichstabelle zu FDM-3D-Druckern. (pek)