Hackerkonferenz Black Hat: "Der Traum vom freien Internet stirbt"

Jennifer Granick, Anwältin und streitbare Verteidigerin der Meinungsfreiheit, eröffnete die Sicherheitskonferenz Black Hat. In ihrer Ansprache zählte sie Punkte wie staatliche Überwachung als Anzeichen für den langsamen Tod des freien Internets auf.

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Hackerkonferenz Black Hat

Der Keynote-Saal ist beim Vortrag von Granick prall gefüllt.

(Bild: Uli Ries)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Uli Ries

Jennifer Granick, Anwältin und streitbare Verteidigerin der Meinungsfreiheit, bezeichnete während ihrer Eröffnungsansprache zur Hackerkonferenz Black Hat 2015 ein freies, unzensiertes Internet als ihren Traum – den sie nach und nach dem Tod entgegengehen sieht. Sie erwartet, dass das Netz durch subtile und weniger subtile Zensur, Kontrolle und staatliche Überwachung zu einem ähnlich langweiligen Massenmedium wird wie das Fernsehen.

Sie sieht unter anderem deswegen so schwarz, weil selbst demokratisch gewählte Regierungen, die im Rahmen von Grundgesetzen und dem Verständnis für Meinungsfreiheit agieren, der Freiheit empfindlich zusetzen. Die nächste Milliarde Internetnutzer komme aus Staaten, die keine solchen Regelungen kennen und dem Netz mit der ihnen eigenen Kontrollwut begegnen würden.

Jennifer Granick, Director of Civil Liberties am Stanford Center for Internet and Society, eröffnete die Sicherheitskonferenz Black Hat 2015.

(Bild: Uli Ries)

Vor 20 Jahren sah sie im Internet noch einen Ort, an dem sich all die austoben konnten, die mit Technik spielen und Soft- sowie Hardware untersuchen, verändern und per Reverse Engineering verstehen wollten. Diverse Gesetze habe das im Lauf der Zeit unmöglich gemacht. Aber auch die Passivität, mit der die Web-Nutzer diese Einschränkungen hinnähmen, trüge zum langsamen Dahinsiechen bei. Dazu komme, dass es einige wenige Engpässe gebe – Level 3 für Glasfaserverbindungen, Google für Suche und E-Mail, Amazon für Cloud-Dienste und so weiter –, die eine effiziente staatliche Kontrolle und Zensur möglich machen.

Auch die Produkthaftung bei Software war Thema der Ansprache: Granick ist, genau wie Konferenz-Gründer Jeff Moss, davon überzeugt, dass es über kurz oder lang Regelungen zur Produkthaftung bei Software geben wird. Sie unterscheidet hierbei zwar zwischen klassischen Softwarelösungen, wie sie Oracle und Microsoft böten, und vernetzten, softwaregesteuerten Geräten des Alltags. Im Fall von letzteren werde es schneller gehen, wenn netzwerkfähige Toaster abfackeln oder computergesteuerte Autos Menschenleben kosten. Solche Regelungen würden zwar die Entwicklungskosten in die Höhe treiben und Fortschritt behindern. Dennoch seien sie "unausweichlich".

Bekannt wurde Jennifer Granick, die seit über 20 Jahren als Teilnehmerin der Hackerkonferenz Defcon beiwohnt, in der Vergangenheit unter anderem als Vertreterin der Electronic Frontier Foundation (EFF). Sie verteidigte Hacker wie Kevin Poulsen oder Aaron Swartz und stand auch Jeff Moss, Gründer der Konferenzen Black Hat und Defcon, als Rechtsbeistand zur Seite. Heute ist sie Director of Civil Liberties am Stanford Center for Internet and Society. (rei)