Gesicht zeigen!

Aber die wichtigsten technischen Optionen sind mittlerweile bekannt.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Nils Schiffhauer
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Deutschland im Herbst: Wer in wenigen Monaten einen neuen Reisepass braucht, bekommt ihn nur noch mit einem integrierten Chip, der so genannte "biometrische Merkmale" enthält. Der Speicher im Deckel des Ausweispapiers wird auskunftsfreudiger sein als derzeit jene Behörden und Unternehmen, die ihn unter das Volk bringen. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns momentan zu dem Thema nicht äußern möchten", sagt Iris Köpke von der Bundesdruckerei, die sich begründete Hoffnungen macht, zusammen mit Firmen wie Giesecke & Devrient an einem Geschäft zu partizipieren, dessen Größenordnung Otto Schily erst noch festlegen will. Sein Ministerium lässt durchblicken, dass das neue Dokument eher unter 100 Euro als darüber kosten dürfte, während die Bundestagsabgeordnete Gisela Piltz, die für die FDP im Innenausschuss sitzt, sogar "bis zu 300 Euro" befürchtet.

Bereits 1997 begann die internationale Luftfahrtorganisation ICAO damit, Konzepte für ein Reisedokument mit biometrischen Merkmalen zu entwickeln, um "die Sicherheit der Reisedokumentensysteme unter Beibehaltung eines freizügigen und reibungslosen Reiseverkehrs" zu erhöhen. Aus der Vielzahl der dafür prinzipiell geeigneten körperlichen Merkmale schälten sich Gesichtserkennung und Fingerabdruck heraus. Sie sind bei unterschiedlichen Ethnien praktikabel, taugen prinzipiell für eine Massenabfertigung, und zumindest das Muster der Papillarleisten an den Fingern gilt seit 1880 als eindeutiges Erkennungsmerkmal. Iris, Geruch, Sprache, individueller Tastenanschlag, Ohrenform, DNA, Hautporen und Handgeometrie wurden dagegen aussortiert.

Am 26. Oktober 2004 bestätigten die EU-Innenminister das ICAO-Konzept und legten fest, dass 18 Monate nach Definition der technischen Einzelheiten die neuen Reisepässe aller EU-Bürger einen Chip zur Gesichtsfelderkennung aufzuweisen haben, die nochmals 18 Monate darauf der Fingerabdruck ergänzt.

Viele der konkreten technischen Details liegen derzeit noch nicht vor, aber laut einem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) veröffentlichten Papier (www.bsi. de/fachthem/biometrie/reisepass/Sicherheitsmerkmale.pdf) ist folgendes Szenario geplant: In den Deckel des Reisepasses ist ein passiver RFID-Chip von mindestens 32 Kilobyte Kapazität eingelassen. Auf diesem Chip ist das - vermutlich JPEG-komprimierte - digitalisierte Passfoto des Reisenden gespeichert, das identisch mit dem weiterhin vorhandenen sichtbaren Foto ist.