ARD/ZDF-Studie: Wird das Internet Alltagsmedium Nr. 1?

Das Profil des Internetnutzers in Deutschland wird dem des Durchschnittsbürgers immer ähnlicher.

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  • Maria Benning

Im zweiten Quartal diesen Jahres haben 11,2 Millionen Einwohner Deutschlands im Internet gesurft. Das entspricht 17,7 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. In den nächsten zwei Jahren soll die Anzahl der Surfer auf rund 32 Prozent ansteigen, dann werden 20 Millionen regelmäßig das Internet nutzen. Dies geht aus einer Online-Studie des Wiesbadener Marktforschungsinstituts Enigma hervor. Auftraggeber der Untersuchung waren ARD und ZDF.

War der typische User bisher männlich, formal gebildet und zwischen 20 und 39 Jahre alt, so zeichnet sich 1999 ein Wandel ab: Jetzt sind mehr ältere, formal niedriger ausgebildete und nicht berufstätige Menschen im Netz. Der Anteil der 20- bis 39jährigen sank seit 1998 von 63 auf 52 Prozent ab. Im Gegenzug stieg der Anteil der über 50jährigen von 9 auf 17 Prozent. Weiterhin gilt jedoch, dass die Mehrheit der Nutzer (65 %) männlich ist. Allerdings stieg der Anteil der Frauen von 28 Prozent 1998 auf 35 Prozent 1999 an.

Obwohl immer mehr Menschen berufliche Gründe fürs Surfen anführen, argumentiert die Mehrheit der Anwender mit den "vielen Möglichkeiten" des Internets (80%) oder damit, dass man "einfach neugierig" gewesen sei (70%). 59 Prozent der Anwender geben an, dass sie "gerne auf dem neusten Stand der Technik" sind.

Von den genutzen Anwendungen steht nach wie vor das Versenden von E-Mails mit 89 Prozent an erster Stelle. Anders als frĂĽher nimmt die Informationsbeschaffung einen weniger wichtigen Rang ein. 77 Prozent der Befragten nannten stattdessen "zielloses Surfen im Internet" als Nutzungsschwerpunkt. DarĂĽber hinaus nehmen das Downloaden von Dateien (74%), der Abruf von Reiseinformationen (71%), von PC-Neuigkeiten (65%) oder von aktuellen Nachrichten (62%) einen hohen Stellenwert ein.

20 Prozent der Nutzer gehen täglich online. Im Schnitt wird an 3,9 Tagen je Woche gesurft. Am Wochenende beträgt die Online-Dauer durchschnittlich 85, werktags 82 Minuten. Mehr und mehr halten Onlinedienste Einzug in die deutschen Privathaushalte. Dominierte früher der Zugriff vom Arbeitsplatz aus, greifen inzwischen 72 Prozent der Nutzer auch von zu Hause auf das Netz zu.

"Wie wirkt sich die Vielfalt an neuen medialen Angeboten auf die Rezeption der klassischen Medien aus?", lautete eine für die Sendeanstalten zentrale Frage der Untersuchung. Das Ergebnis: Inzwischen müsse das Internet ebenso wie das Fernsehen oder das Radio als Massenmedium angesehen werden. Das Internet sei aber "kaum als Medium der Massenkommunikation anzusehen, da der Umgang bisher und wohl auch zukünftig eher individualkommunikativ geprägt ist".

Da das Verhalten der Internetnutzer sich von dem des Fernsehkonsumenten unterscheidet, wird die Onlinenutzung den Fernsehkonsum nicht verdrängen, heißt es in der Stude. Allerdings geben schon jetzt 28 Prozent der Onlinenutzer an, weniger fernzusehen als früher. Alles in allem kommt die Studie dennoch zu der Schlussfolgerung, dass Online-Medien komplementär zu klassischen Medien sind.

Die komplette Studie kann als PDF-Datei abgerufen werden. (mbb)