Kooperation statt Streit bei Internet-Seite mtv.de

Musikkanal MTV und Verkehrsgesellschaft MTV beschlossen, noch in diesem Monat auf der begehrten Website www.mtv.de zu kooperieren.

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Von
  • Gregor Tholl
  • dpa

Auf Bus und Bahn statt Rock und Pop stießen bisher viele Jugendliche nach Eingabe der Internet-Adresse www.mtv.de. Statt zum gewünschten Musiksender gerieten sie auf die Internet-Seite der in Hofheim ansässigen Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV). Doch das soll sich bald ändern. Nach zähen Verhandlungen haben Musikkanal und Verkehrsgesellschaft beschlossen, noch in diesem Monat auf der begehrten Seite zu kooperieren, wie der Geschäftsführer der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft, Ralf Scholz, mitteilt. Wahrscheinlich im Herbst soll die Seite dann ganz an den Musiksender gehen.

Die Verkehrsgesellschaft MTV hatte sich bereits Ende 1995 die Internet-Seite gesichert und war damit dem in München ansässigen deutschen Ableger des internationalen Musiksenders Music Television (MTV) zuvorgekommen. Der Sender beanspruchte die Seite relativ spät, weil er erst Ende der 90er Jahre sein zuvor europaweit auf Englisch ausgestrahltes Programm wieder nationaler gestaltete und deutsche Moderationen einführte. Erst da benötigte er auch die Adresse mit .de am Ende. Mit seinem Programm fuhr er gut – hinsichtlich der Marktanteile hat er inzwischen seinen Konkurrenten, den Kölner Musiksender Viva, eingeholt. Seinen Internet-Auftritt bestreitet der Sender jedoch immer noch mit der recht sperrigen Adresse mtvhome.de.

Man habe kein "Domain-Grabbing" gegenüber dem Sender betrieben, betont Geschäftsführer Scholz von der Verkehrsgesellschaft. Aber man sehe schon das "berechtigte Interesse" des weitaus bekannteren Senders an der MTV-Adresse, sagt Scholz. Deshalb habe man sich auch auf Verhandlungen eingelassen. Diese dauern nun schon drei Jahre. Erster Erfolg war das Musiksender-Logo auf der MTV-Seite, das Verirrte nun per Klick schnell zur Seite des Musiksenders lotst.

Über die Internet-Adresse zu prozessieren, hätte der Leiter der Online-Abteilung des Musiksenders, Joel Berger, "idiotisch" gefunden – auch wenn die Verhandlungen mit den Hofheimern nicht immer leicht waren und jüngste Gerichtsurteile zeigen, dass der weltweit operierende Sender wahrscheinlich Erfolg hätte. Um Geld sei es übrigens nie gegangen, doch die Verkehrsgesellschaft will eine angemessene Ersatzadresse, wenn sie auf mtv.de verzichten soll. Und die ist nicht so leicht zu bekommen, zum Teil auch wegen Domain-Grabbern.

Solange nicht für adäquaten Ersatz gesorgt ist, will die 1987 im Zuge der Regionalisierung des öffentlichen Nahverkehrs gegründete Verkehrsgesellschaft die Rechte an der MTV-Adresse behalten, sagt Scholz. Deshalb sucht der Musiksender derzeit fieberhaft nach einer Ersatzadresse für die MTV Hofheim. Zudem arbeiten Web-Designer des Senders an einer neuen MTV-Seite, die Ende dieses Monats in Betrieb gehen soll und die dann grafisch geteilt ist: eine Hälfte Bus und Fahrpläne und eine Hälfte Musik und Szene.

Was darüber hinaus an Zusammenarbeit der schicksalhaft aneinander geratenen Unternehmen entsteht, ist derzeit noch unklar. So war im vergangenen Sommer, als einige Medien von den laufenden Verhandlungen erfahren hatten, auch von speziellen Aktionen des Musiksenders im Rhein-Main-Gebiet die Rede – beispielsweise von Partys und Gratis-CDs in Bussen. Dazu gebe es im Moment keine konkreten Pläne, sagt Scholz. "Aber wir hätten natürlich nichts dagegen." (Gregor Tholl, dpa) / (jk)