Diskussion um staatlich überwachten Organhandel

In den USA kursieren Vorschläge, wonach Organe künftig über eine staatliche Kontrollbehörde verkauft werden sollten.

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Von
  • Edda Grabar
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In den Vereinigten Staaten geht prinzipiell fast alles. Man kann alles besitzen, alles verlieren und alles verkaufen – selbst eigene Körperteile stehen jüngst wieder zur Debatte. Der Nierenexperte Eli Friedman vom Downstate Medical Center in Brooklyn, New York, schägt in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Kidney International" einen staatlich organisierten Organhandel vor.

Autos, Häuser, Hunde – alles könne man verkaufen. Nur bei den Organen – da schieben die Gesetzgeber nahezu aller Nationen bislang einen Riegel vor. Derer darf man sich nur freiwillig entledigen. Das aber sei kontraproduktiv, meint Friedman. Organmangel sei weltweit ein hochkritisches Problem. "Jeden Tag erhalten etwa 74 Menschen in USA ein neues Organ, doch es sterben eben auch 17 Patienten täglich, weil nicht genügend Organe verfügbar sind", zitiert er das amerikanische Gesundheitsministerium. Keine der noch so engagierten Maßnahmen, die Spendebereitschaft der Menschen zu erhöhen, habe bislang etwas ausrichten können. Würden die potenziellen Spender jedoch neben der Ehre auch finanziell von ihrer Organgabe profitieren, nähme auch ihre Bereitschaft zu, schätzt Friedman. Damit würden dann auch die Kosten der Krankenkassen sinken. Kritikern, die befürchten, damit kriminellen Organschergen erst recht in die Hand zu spielen, setzt er optimistisch entgegen, dass ein kontrollierter Organhandel, nicht nur das Leben derjenigen retten würde, die es benötigten, sondern auch das derer, die sonst bei zwielichtigen Chirurgen landen würden.

Illegaler Organhandel, unschuldig verschleppte Menschen, sehnsüchtig wartende Patienten, die für ein neues Organ alles geben würden. Organspenden und –transplantationen eignen sich wie kaum ein anderes Thema, die Angst und Hoffnung zu schüren. Auch in Deutschland wird heftig über ethische Grenzgänge gestritten. Dürfen einander unbekannte Menschen, sich gegenseitig Organe spenden? Bislang ist dies nur bei Verwandten ersten und zweiten Grades gestattet.

Erst im Januar fällten der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Organspende Günter Kirste, sein Kollegen Axel Rehm von der Eurotransplant – der für die Verteilung der Organe zuständigen Organisation – und dem Juristen und Vorsitzende der Ständigen Kommission Organtransplantation Hans-Ludwig Schreiber eine höchst umstrittene Entscheidung: Sie genehmigten eine Organspende, die an eine Bedingung geknüpft war: Herz, Lunge, Leber – alles sollte anderen Menschen zu Gute kommen – wenn die schwerkranke Witwe des Verstorbenen seine Niere erhält, die bereits seit fünf Jahren auf eine Ersatzniere wartete.