Headshots – Porträts für die digitale Identität

In den USA gang und gäbe, in Deutschland nahezu unbekannt: Headshots gehören zur Porträtfotografie und sind im beruflichen Umfeld ein wichtiger Teil der digitalen Identität.

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Headshots - Porträts für die digitale Identität
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gabriel Hill
  • Dr. Jürgen Rink

Was machen Personalverantwortliche, Geschäftspartner oder Neukunden, wenn Sie sich über Ihr Gegenüber informieren wollen? Sie forschen im Internet, und häufig dabei nach Bildern. Daraus hat sich ein neuer Zweig der Poträtfotografie entwickelt, die Headshot-Fotografie. Die USA ist hier einige Schritte voraus, in praktisch jeder größeren Stadt gibt es Headshot-Studios, während bei uns kaum jemand davon gehört hat.

Headshots dienen weniger der Identifikation, sondern geben eher der virtuellen Identität ein Gesicht. Anders als ein Passbild soll ein Headshot nicht neutral und ausdruckslos wirken. Bei Headshots geht es darum, die individuelle Persönlichkeit der abgelichteten Person wiederzugeben. Das Foto soll den Blick des Betrachters fesseln und vor allem authentisch sein.

Jeder Fotograf hat seine Vorlieben, das gilt auch für Headshot-Anbieter. Ein zentrales Element meiner Headshots sind die Catchlights, also die Reflektionen des Licht-Setups in den Augen. Durch den Einsatz von Dauerlicht werden die Pupillen sehr klein und man kann sehr viel von der Augenfarbe sehen. Die Catchlights sorgen dafür, dass der Blick des Betrachters auf die Augen gelenkt wird, da sie den hellsten Punkt im Gesicht darstellen, und somit ein Blickkontakt zwischen Betrachter und abgelichteter Person entsteht. Bei Männern tendiere ich bei Business Headshots zu viereckigen Catchlights, bei Frauen hingegen zu dreieckigen und zu einem möglichst schattenfreien Look.

Headshots (5 Bilder)

Dieser Headshot ist typisch für ein Model: Sowohl was Ausdruck, Kleidung, Make Up angeht, wie auch bei der Nachbearbeitung, darf es hier von allem etwas mehr sein im Vergleich zu Business-Headshots.
(Bild: Gabriel Hill / thegabrielhill.com)

Häufig sieht man auf Headshot-Aufnahmen nicht den ganzen Kopf. Wer David Bailey's Portraits kennt, weiß, dass dies nichts Neues ist. Bei Headshots hat dieser Beschnitt jedoch praktikable Gründe. Es geht nicht um den Rumpf, die Krawatte oder den Hintergrund, es geht darum, dem Betrachter einen positiven Eindruck von der Person auf dem Bild zu vermitteln. Durch den Beschnitt oben wirkt die Person auf dem Bild viel näher. Abgesehen von diesen ästhetischen Gesichtspunkten gibt es auch einen handfesten praktischen Grund für den Beschnitt: Bei den meisten Internet-Angeboten mit Profilbild ist dafür nur wenig Platz. Da sollte man deshalb möglichst viel vom Gesicht sehen.

Wann Headshot-Fotografen auch in Deutschland gefragt sein werden, ist schwer zu beantworten. Sicher ist nur, dass die Nachfrage danach zunehmen wird. Wer mehr über Headshots wissen möchte und die aktuelle c't Fotografie 5/15 hat, dem sei der ausführliche Workshop "Headshots" empfohlen. Mit dabei: Drei Setups von billig zum Ausprobieren für 20 Euro bis professionell und fünfstellig. (jr)