Holpriger Start für ICANN-Wahl

Am gestrigen Sonntag begann endgültig die Wahl für das Direktorium der Internet-Verwaltung ICANN - allerdings mit einigen Startschwierigkeiten.

vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Gestern fiel endgültig der Startschuss zur Wahl für das Direktorium der Internet-Verwaltung ICANN. Bis zum 10. Oktober können registrierte Wähler fünf der 19 Mitglieder im Icann-Vorstand bestimmen, je einen für eine geographische Region. Für die Wahl hat das Unternehmen Election.com eine eigene Web-Seite ins Internet gestellt, auf der sich die Wähler mit ICANN-Mitgliedsnummer, Passwort und PIN anmelden müssen.

Durch die Beauftragung von Election.com wollte die ICANN nach den Worten ihrer Vorsitzenden Esther Dyson, die Fälschungssicherheit der Stimmabgabe garantieren und einen geregelten Ablauf der Wahl sicherstellen. Zumindest hoffte die ICANN wohl, dass Election.com nicht mit den Schwierigkeiten zu kämpfen hat, mit denen die Internet-Verwaltung selbst in der Registrierungsphase konfrontiert war: Die ICANN-Server hielten dem Ansturm der Surfer, die sich für eine Mitgliedschaft interessierten, kaum stand, und wiesen anmeldungswillige Internet-Nutzer oft wegen Überlastung zurück.

Ganz so problemlos wie erhofft scheint sich auch der Wahlprozess nicht zu gestalten: Viele ICANN-Mitglieder sahen sich am gestrigen Sonntag beim Versuch der Stimmabgabe mit der Meldung konfrontiert, der Wahlvorgang könne momentan nicht durchgeführt werden. Und in manchen Fällen antwortete der Server von Election.com nach erfolgreicher Anmeldung bei der eigentlichen Stimmabgabe mit einem ASP-Fehler (Active Server Pages) zurück, die Anmeldung sei nicht gültig. Am heutigen Montag scheint sich die Situation nach dem ersten Ansturm am Sonntag noch nicht so recht beruhigt zu haben: Oft war am Vormittag eine Anmeldung nicht möglich, klappte sie dann, war in der Regel wenigstens eine ordnungsgemäße Stimmabgabe möglich.

Erst kurz vor der Wahl hatte die ICANN das Unternehmen bekannt gegeben, das für die technische Durchführung der Abstimmung zuständig ist. Als Wahlsystem kommt das den meisten deutschen Usern wohl bislang nicht bekannte, so genannte Vorzugswahlsystem zum Einsatz: Jeder Wähler kann beliebig viele der antretenden Kandidaten auf die Plätze eins bis sieben setzen. Erhält bei der ersten Auszählung kein Kandidat über fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen, wird der Konkurrent mit den wenigsten Stimmen gestrichen. Die Wähler des Verlierers werden dann mit ihrer Zweitstimme berücksichtigt und es wird neu ausgezählt. Dieses Verfahren wird solange wiederholt, bis ein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat.

Auf der Kandidatenliste für Europa stehen sieben Bewerber, darunter auch drei Deutsche: Andy Müller-Maguhn und Jeanette Hofmann, die durch die ICANN-Mitglieder selbst auf die Kandidatenliste gelangten, und der Telekom-Manager Winfried Schüller, den das Nominierungskomitee der ICANN auf die Liste setzte. Weitere Kandidaten für Europa sind Maria Livanos Cattaui (Schweiz), Alf Hansen (Norwegen), Olivier Muron (Frankreich) und Oliver Popov (Mazedonien). Für jede Region kann aus der jeweiligen Kandidatenliste maximal ein Direktoriumsmitglied gewählt werden. Rund 76.000 ICANN-Mitglieder sind stimmberechtigt, aus Europa alleine knapp über 23.000.

Siehe dazu auch den Artikel Wie ich bei der ICANN wählen ging – Tricksereien der ICANN bei den Wahlverfahren in Telepolis. (jk)