Besucher murren über lange Wartezeiten

Lange Warteschlangen bestimmen mehr und mehr das Bild der Weltausstellung. Was die Veranstalter freut, sorgt bei den Gästen für wachsenden Unmut.

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Von
  • Hartwig von Saß
  • dpa

Warten. Vier Stunden lang einfach nur warten. Ob vor dem Themenpark "Planet of Visions", vor den Kassenhäuschen, am Eingang oder vor der Bratwurstbude. Die Schlangen bestimmen mehr und mehr das Bild der Weltausstellung in Hannover. Seitdem die täglichen Besucherzahlen die Grenze von 200.000 durchbrochen haben, breitet sich auf den Gesichtern der Expo-Manager zwar zusehends ein zufriedenes Lächeln aus, bei den Besuchern ist es aber anders. An der Spitze jeder Warteschlange liegen die Nerven blank.

Anke Vietgen-Zeidler aus Süddeutschland etwa harrt seit mehr als vier Stunden vor dem "Planet of Visions" aus. "Das ist eine Logistik aus der Steinzeit", sagt sie. Am Montagmorgen sei sie aus dem Zug gestiegen und dann gleich ab in die Schlange, erst unter freiem Himmel, dann in der Halle. "Ich hab noch nichts anderes als das Warten auf der Weltausstellung erlebt." Jetzt steht sie schon seit mehr als einer Stunde in diesem riesigen, halbdunklen Raum mit beruhigenden Klängen, die aus großen Lautsprechern plätschern. Die Luft, sagt sie, ist "super schlecht". Frust hat sich breit gemacht: "Egal, was mir drinnen geboten wird - mir wird es nicht gefallen." Eine Nummer ziehen wie beim Amt sei doch viel besser, dann könne man die Zeit besser nutzen.

Auch an den anderen Pavillons und Hallen werden die Schlangen von Tag zu Tag länger. Die Schlange vor der Kanada-Halle führt fast um das gesamte Gebäude herum, vor dem Deutschen Pavillon reicht der abgesperrte Bereich, der die Besucherströme lenken soll, schon lange nicht mehr aus. Für den gesamten Montag erwartete die Expo die Rekordzahl von einer Viertelmillion Besuchern, bis zum frühen Nachmittag waren es nach Angaben eines Sprechers schon 220.000.

Ulrich Frenzel aus Stuttgart fühlt sich "regelrecht betrogen" und meint: "Die Leute, die das geplant haben, sollten sich hier mal reinstellen. Das ist doch eine totale Fehlplanung." Die ersten Stunden habe er ja noch gelesen. "Aber hier im Halbdunkel sieht man nichts mehr." Sofort stimmen die Expo-Besucher um ihn herum ein in sein Klagelied. Auch sie meinen, dass es mit Wartenummern schneller ginge und die Zeit nicht mit herumstehen und Spaziergängen im Schleichtempo verplempert würde. "Oder die Besuchszeiten im Internet vorbuchen. Das wäre richtig toll", schlägt ein anderer Besucher vor. Andere lassen ihrem Frust freien Lauf. "Betrogen" werde man in der Warteschlange. Und "Geld zurück" fordert eine ältere Frau, die nach der ganzen Warterei Schmerzen in den Beinen hat.

Draußen vor der Halle 9 steht Heidi van der Ven. Auf dem winzigen Schild, das an einem Band um ihren Hals hängt, steht "Besucherlenkung". Sie meint hingegen: "Die Leute nehmen das ganz gelassen. Einige machen sich ein richtiges Späßchen daraus, nehmen Bier mit in die Schlange und lassen es sich einfach gut gehen." Ganz wichtig sei auch der Eis-Mann, der mit seinem Wagen inmitten der tausenden Wartenden gleich mit zwei Boxen Stellung bezogen hat.

Stefan Rodenholz (20) aus Düsseldorf hat gleich wichtige Tipps parat: "Genug zu trinken mitnehmen, sonst muss man raus zwischendurch, weil man es vor Durst nicht mehr aushält. Aber auch nicht alles austrinken, sonst muss man auf die Toilette. Und dann ist es auch aus mit der Schlange." (Hartwig von Saß, dpa) (wst)