Der Körper macht die Musik

Die Software Nagual Dance übersetzt Tanzbewegungen in harmonische Songs. Diese interaktiven Lieder sorgen auf Partys für Unterhaltung, könnten aber auch in der Medizin eingesetzt werden.

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Die Software Nagual Dance übersetzt Tanzbewegungen in harmonische Songs. Diese interaktiven Lieder sorgen auf Partys für Unterhaltung, könnten aber auch in der Medizin eingesetzt werden.

Die linke Hand gibt das Schlagzeug, die rechte Hand erzeugt die Gitarrenklänge. Die Füße übernehmen Trompete und Klavier. Was klingt wie ein ambitionierter Plan für eine Ein-Mann-Band, ist die Idee der Musiksoftware Nagual Dance. Jeder soll damit in der Lage sein, ein eigenes, einzigartiges Stück Musik zu erschaffen. Ohne musikalische Vorbildung – einfach durch die Tanzbewegungen von Armen und Beinen. Und es entsteht immer ein harmonischer Sound, versprechen die Entwickler der Software.

Dabei handelt es sich um das Brandenburger Start-up Nagual Sounds. Es startete 2012 mit Mark Moebius, ein klassischer Komponist, und Artur Reimer, einem Produzenten von elektronischer Musik. Mit der 3D-Tiefenkamera Kinect für Microsofts Xbox sahen sie die Möglichkeit, ihre Idee des kreativen Prozesses umzusetzen. Fortwährend entwickelten sie Prototypen, die bereits auf Messen und Events von tanzfreudigen Probanden und professionellen Tänzern getestet werden konnten.

Tanzen vor der Kamera

Zu Beginn des nächsten Jahres soll die Software nun für den Massenmarkt erhältlich sein. Nutzer können dann Nagual Dance auf der Xbox herunterladen. Die Kinect-Kamera erkennt das menschliche Skelett und die Gelenke. Der Nutzer wählt zwischen überwiegend elektronischen Musikrichtungen wie House, Ambient, Dubstep und mehr. Innerhalb des Genres gibt es einen interaktiven Song, der die musikalische Basis für die erzeugte Musik liefert.

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Welche Instrumente das sind, wie genau die Percussions klingen oder welche Noten das Keyboard liefert, das ist in den interaktiven Songs in Nagual Dance voreingestellt. Wie der Nutzer diese Basis aber gestaltet, ist ihm durch seine Bewegungen überlassen. Die Software ordnet den Hand- und Fußknochen aus dem Bild der Kinect die jeweiligen Instrumente des Liedes zu.

Durch das Heben oder Senken der Arme variiert er beispielsweise die Tonlage. Die Intensität der Bewegung steuert den Umfang der Noten, die erklingen. "Bei kleinen Bewegungen werden wenige Noten erzeugt, bei größeren Bewegungen entsprechend mehrere Klänge", erklärt Matthias Strobel, der bei Nagual Sounds für das Marketing zuständig ist. Da alles in Echtzeit passiert, animiert der produzierte Sound wiederum zum Weitertanzen. Aufgrund der musikalischen Basis der interaktiven Songs, werden die Körperbewegungen stets in einer harmonisches Klangbild übersetzt. Man kann alleine oder zu zweit tanzen. Beim Tanz mit einem Partner übernimmt der eine die Melodie und der andere gibt den Rhythmus vor.

Während das Produkt auf Partys für Unterhaltung sorgen soll, möchten die Entwickler das Set an interaktiven Songs erweitern. So soll die Software später einmal geöffnet werden, so dass Musikproduzenten ihre Titel zum Repertoire beisteuern können.

Auch für medizinische Zwecke

Aber auch abseits des Musikmarktes möchte Nagual Sounds sein Produkt zur Anwendung bringen. Aktuell laufen beispielsweise Studien, bei denen die Software in der Physiotherapie eingesetzt wird. "Da es ein direktes Feedback durch den Klang gibt, soll geprüft werden, ob sich die Motivation zur Bewegung positiv auf die Behandlung auswirkt", erklärt Strobel.

Zum Herbst dieses Jahres plant das Start-up bereits eine Veröffentlichung von Nagual Dance in Form einer App. Die mobile Anwendung reagiert auf die Richtung und die Beschleunigung der Bewegung des Smartphones in der Hand. Die Sounds kommen entsprechend aus dem Smartphone. (jle)