Terraforming in der Augmented-Reality-Sandkiste

Eine Kinect, ein Beamer, ein Computer und eine Sandkiste reichen, um mit bloßen Händen eigene Welten zu erschaffen – Gewitterschauer und Vulkanausbrüche inklusive. Die Software gibt es frei zum Download.

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Sandbox

(Bild: idav.ucdavis.edu)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Wenn Kinder in der Sandkiste buddeln und dabei ganze Landschaften mit ihren Händen, Schaufeln (und manchmal auch anderen Körperteilen wie Füßen) formen, dann reicht ihnen meist die Fantasie, um ihre kleine Welt mit wogenden Meeren und Seen und brodelnden Vulkanen zu beleben. Wer nicht mehr ganz so viel Fantasie mitbringt, dem hilft moderne Augmented-Reality-Technik auf die Sprünge: Eine über der Sandkiste angebrachte Tiefenkamera vom Typ Kinect (der ersten Generation) erfasst das geformte Oberflächenrelief der Sandberge und Täler.

Im Prinzip ganz einfach: Kinect in der Mitte, Beamer daneben, Sandkiste unten und dann: Licht aus, Beamer an.

(Bild: idav.ucdavis.edu)

Ein nebendran angebrachter Beamer projiziert im zweiten Schritt die passende Textur auf die Oberfläche: Tiefliegende Bereiche werden mit virtuellem Wasser aufgefüllt, Berge erhalten je nach Höhe eine Färbung, die von erdigen Niederungen über Grünflächen bis zu weiß bedeckten Spitzen reicht. Auf Wunsch wird das Relief zusätzlich mit flugs berechneten Höhenlinien versehen. Eine solche Landschafts-Sandkiste war kürzlich erst wieder bei der Maker Faire im norwegischen Trondheim zu sehen, mitgebracht vom dort beheimateten Makerspace namens Hackheim.

Selbst entwickelt haben die Maker aus Trondheim den Weltbaukasten freilich nicht – sie verwenden Software, die am Institute for Data Analysis and Visualization der University of California Davis (UC Davis) entwickelt wurde und die es frei zum Download gibt. Auf der Webseite der Forscher gibt es neben dem Code, der unter Linux und Mac OS X laufen soll, eine ausführliche Installationsanleitung sowie eine lange Liste mit bereits erfolgreichen Nachbauten des Projekts. Wer trotzdem Schwierigkeiten mit dem System hat, bekommt auch in einem (englischsprachigen) Forum Hilfe.

Auch in Alaska gibt es schon eine Sandkiste zum Weltenbau, umgesetzt von der Forschungsinitiative EPSCoR (Experimental Program to Stimulate Competitive Research). In deren Variante wirken über die Sandkiste gehaltene Hände wie Regenwolken, aus denen simulierter Niederschlag fällt, der dann die realen Hänge herunterläuft, wie in folgendem Video zu sehen:

Eine andere Variante namens SandyStation aus der Tschechischen Republik interpretiert Berge mit Löchern darin als Vulkane und lässt diese prompt ausbrechen:

Mit ganz ähnlicher Technik lässt sich eine Sandkiste mit Kinect darüber natürlich auch als modellierbare Bedienoberfläche für andere Anwendungen einsetzen: Beim Sand Noise Device, das im vergangenen Jahr in New York zu bespielen war, bediente man durch Buddeln einen Synthesizer. (pek)