US-DatenschnĂĽffler enttarnt geheime Liebschaften

Die Software Spector protokolliert heimlich Surf- und Chatsessions mit. Vor allem eifersüchtige Ehefrauen- und Männer wenden den Datenschnüffler offensichtlich mit Erfolg an.

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Für 69,95 US-Dollar gibt es in den USA den ultimativen Wahrheitsfinder zu kaufen: "Ich habe seine 17 heimlichen Liebschaften entdeckt; endlich weiss ich, was für ein krankes und verlogenes Individuum er ist. Danke, das Sie mich davor bewahrt haben, diese unwürdige Person zu heiraten und Kinder mit ihr zu haben." Solche Briefe erhält die US-amerikanische Firma SpectorSoft, seit dem ihre Schnüffelsoftware Spector betrogene Ehefrauen- und Männern (in spe) den teuren Privatdetektiv erspart. Einmal auf dem PC installiert, zeichnet der Spector-Client auf Wunsch und vom Anwender unbemerkt jeden Programmstart, jede besuchte Website, jeden Chat, jede E-Mail und jede Passworteingabe auf. Das Zusatz-Tool eBlaster verschickt die so gesammelten Daten in regelmäßigen Abständen heimlich an eine angegebene E-Mail-Adresse.

eBlaster ist auf Windows-Systemen schwer zu entdecken. Es taucht weder in der Taskliste noch im Sytem-Tray auf. Nur durch die Eingabe von bei der Installation definierten Hotkeys kommt man ins KonfigurationsmenĂĽ. Eine Schwachstelle des SchnĂĽfflers ist lediglich die Reportfunktion: Personal Firewalls wie AtGuard bemerken und unterbinden, wenn eBlaster seine Berichte absenden will. Allerdings gibt sich das Programm als Windows Explorer aus. Nur sehr erfahrene Benutzer erkennen diese Ungreimtheit und blockieren eBlaster.

Offiziell dient Spector vor allem der Überwachung von Mitarbeitern durch ihre Chefs sowie der Kontrolle über das Surfverhalten von Kindern. So richtig erfolgreich wurde der heimliche Protokollant allerdings erst, als eifersüchtige Ehepartner das Programm für ihre Zwecke entdeckt haben. Datenschutzexperten wissen nicht so recht, wie sie zu dem Privatsphären-Invasor stehen sollen. In den USA gibt es aber bereits erste Stimmen, die fordern, derartige private Überwachungsaktionen per Gesetz zu verbieten.

Der Chef von SpectorSoft, Doug Fowler, kündigte in einem dpa-Gespräch an, das Spector noch in diesem Jahr auch in deutscher Sprache erhältlich sein wird. Deutschland sei als Hochtechnologieland für sein Unternehmen besonders interessant und er rechne mit einem großen Absatz. Ob das Programm allerdings in Deutschland angewendet werden darf, ist mehr als fraglich: Im Gespräch mit c't kommentierte Rechtsexperte Stefan Jaeger: "Der Einsatz im privaten Bereich wäre nach dem so genannten 'Datenspionageparagraf' 202a im Strafgesetzbuch verboten." Eine Ausnahme bilde die Überwachung von Kindern, da sich "der Staat hier nicht herantraut". Dass Chefs ihre Mitarbeiter in Deutschland mit Spektor überwachen dürfen, bezweifelt Jäger ebenfalls. (hob)