Von Schwetzingen zum Mars

Die Physikerin Hanna von Hoerner hat ihr Hobby zum Beruf gemacht - und so ein kleines, aber feines Unternehmen für modernste Weltraumtechnik geschaffen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery

Als die NASA-Weltraumsonde Stardust im vergangenen Jahr wieder auf der Erde landete, hatte sie einige Strapazen hinter sich: Zwei Jahre zuvor war sie mit 22000 Stundenkilometern durch die staubige Atmosphäre des Kometen Wild 2 gerast und hatte dabei Partikel eingesammelt. Um ihrer habhaft zu werden, hatte die Sonde unter anderem CIDA an Bord, den Cometary and Interstellar Dust Analyzer. In diesem Time-of-flight-Spektrometer prallten die Partikel auf eine Silberfläche und wurden dadurch in ihre Ionen zerlegt. Die Ionen wurden durch Hochspannung beschleunigt und schlugen auf einem Detektor auf, der aus der Flugzeit auf die Masse der Moleküle und damit die Zusammensetzung der Teilchen schließen konnte - Astrophysiker erhofften sich davon Aufschluss über den Urzustand der Erde, weil die Teilchen zur frühesten Materie im Sonnensystem gehören. Der interstellare Staubfänger ist eines der Paradebeispiele für Raumfahrtmessgeräte, mit denen sich das badische Klein-unternehmen von Hoerner & Sulger (vH & S) einen Namen gemacht hat. Mit gerade einmal 20 Mitarbeitern und einem Umsatz, der laut der Geschäftsführerin Hanna von Hoerner im vergangenen Jahr bei 7,7 Millionen Euro lag, bietet es seit Jahren den Großen der Branche wie EADS und den NASA-Instituten die Stirn. Als Gründe dafür nennt von Hoerner langjährige Erfahrung, Spezialisierung auf kleine, aber komplette Weltraumexperimente und schlicht bessere Preise als "zumindest die amerikanische Konkurrenz".

Dazu kommt, dass von Hoerner sozusagen ihr Hobby zum Beruf gemacht hat: Schon als Kind war sie von Elektronik fasziniert, mit sechs Jahren baute sie ihr erstes Radio. Ihr Vater war Astrophysiker, der in Göttingen bei Carl Friedrich von Weizsäcker promoviert hatte. "Ich habe auch Wissenschaftler wie Werner Heisenberg kennengelernt, der war für uns Kinder eine tolle Figur", erzählt die Unternehmerin mit rauchiger Stimme und glänzenden Augen. Anfang der 1960er-Jahre bekam der Vater, damals Professor in Heidelberg, einen Ruf an das National Radio Astronomy Observatory (NRAO) in den USA und zog mit der ganzen Familie dorthin um. Hanna von Hoerner hatte in Deutschland gerade Abitur gemacht, absolvierte in den USA eine Elektronikausbildung und arbeitete als Forschungsassistentin am NRAO. Dort kam sie mit modernster Elektronik wie integrierten Schaltelementen in Berührung.

1966 kehrte von Hoerner für ihr Physikstudium nach Deutschland zurück. "Da fingen die ersten Weltraumforschungsgruppen an zu arbeiten. Eine davon saß in Heidelberg. Weil man dafür moderne Elektronik brauchte, war ich gleich sehr beliebt und bekam einige Semester aus Amerika angerechnet", erzählt sie. Das erste Raumfahrtexperiment - die Erforschung der Ionosphäre mit Raketen - nimmt sie sich im Rahmen ihrer Diplom- und später in der Doktorarbeit vor. Dabei kommt sie mit Raumfahrtunternehmen wie Dornier (heute EADS) in Kontakt. Sie ist begeistert von der Entwicklungspalette des Unternehmens für die Weltraumforschung und die Industrie, erkennt aber auch, dass es die kleinen Aufträge nur annimmt, um an die größeren Fische zu kommen. "Da entstand der Plan, eine Miniaturfirma Dornier aufzumachen, die fähig ist, diese kleinen Aufträge lohnend abzuwickeln", erzählt die Physikerin. ... (kd)