Genetischer Rassismus?

Das menschliche Genom ist viel einfacher aufgebaut als gedacht. Mit einer so genannten "HapMap" werden genetische Analysen schneller und genauer - doch sie könnte auch den Boden für eine neue Art von Rassismus bereiten.

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Von
  • David Rotman

Die Erbinformationen aller Menschen sind etwa zu 99,9 Prozent identisch. Nur in einem zehntel Prozent seines Erbguts unterscheidet sich also ein Mensch vom anderen, egal ob Afrikaner, Japaner oder Europäer.

Forscher haben nun entdeckt, dass dieser Teil der genetischen Individualität in bislang unbekannten Strukturen im Genom organisiert ist, den so genannten Haplotypen. Das 100 Millionen Dollar schwere internationale Hap- Map-Projekt will in den nächsten drei Jahren die gängigen Haplotypen-Muster verschiedener Bevölkerungsgruppen aus der ganzen Welt analysieren und kartieren. Diese neue Karte des Genoms könnte die Suche nach krankheitsrelevanten Genen erleichtern und bei der Entwicklung neuer Medikamente helfen. Sie könnte aber auch zu rassistischer Diskriminierung führen, das befürchten Soziologen, Bioethiker und Anthropologen. Denn einige Muster werden in verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit typischen Unterschieden vererbt.

Während die fertige Karte einerseits bloß als Werkzeug dienen kann, um krankheitsspezifische DNA-Varianten zu analysieren, wird das Vorhaben andererseits alle zukünftigen Debatten über Rasse, Medizin und Genetik beeinflussen. Ein zweischneidiges Schwert: Denn ob die Hap- Map eine produktive Rolle bei der Bekämpfung von Krankheiten spielen wird oder ob man sie missbraucht, um rassistische Ressentiments zu begründen, das hängt vom Standpunkt desjenigen ab, der die Daten interpretieren wird.

(sma)