Nach dem Goldrausch
Immer kleiner, immer schneller, immer billiger - an diese Vorgabe ihres Übervaters Gordon Moore haben sich die Hersteller von Computer-Chips bislang streng gehalten. Doch allmählich wachsen ihnen die Kosten dafür über den Kopf, und ein Umdenken setzt ein
- Tobias HĂĽrter
(Zusammenfassung aus Technology Review Nr. 10)
Die IT-Industrie wächst und wandelt sich so schnell wie kein anderer Wirtschaftszweig. Aber ein Fixpunkt bleibt ihr seit ihren Anfängen: das Moore'sche Gesetz. Der Intel-Gründer Gordon Moore sagte einst voraus, dass die Integrationsdichte der Chips sich mindestens alle zwei Jahre verdoppeln werde. Seitdem schrumpfen die Chiphersteller ihre Schaltkreise um die Wette, um sie schneller und billiger zu machen.
Einerseits hat die Moore'sche Vorgabe die Hersteller jahrelang zu Produktivitätssteigerungen von etwa 30 Prozent angespornt. Doch auf der anderen Seite verschlingt es immer mehr Kapital: Eine Chipfabrik kostet inzwischen drei Milliarden Dollar. Das Chipschrumpfen lohnt sich nur, wenn mit dem Aufwand auch der Umsatz wächst - wenn also der Markt immer mehr der kleinen Wunderwerke aufnimmt. Doch bei den IT-Verbrauchern stellt sich ein Sättigungsgefühl ein. Bevor sie zugreifen, fragen sie verstärkt nach dem funktionalen Mehrwert eines neuen Produkts.
Die Bereitschaft des Marktes, die Fortsetzung des Moore'schen Verkleinerungswettlaufs zu finanzieren, sinkt. Auch in der Chip-Fertigungstechnik steht ein Umbruch an: Bald stößt das herkömmliche Belichtungsverfahren an die Grenze seines Auflösungsvermögens. Welche Technologie danach kommt, ist noch ungewiss. Aber sicher ist: Sie wird noch teurer werden als die jetzige. Für die Siliziumkonzerne wird es Zeit zum Abschied vom Schrumpfdogma. (sma)