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IFA 2015: Ein erster Blick aufs Cloud-Smartphone Nextbit Robin

Das Nextbit Robin lagert selten benötigte Smartphone-Daten in die Cloud aus. Derzeit läuft die Kickstarter-Kampagne für das Smartphone, auf der IFA konnten wir einen ersten Blick auf Hardware und Software werfen.

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Nextbit Robin

(Bild: c't)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Achim Barczok
Inhaltsverzeichnis

Es ist eines der interessantesten Kickstarter-Projekte in diesem Jahr: Die vor einer Woche gestartete Kampagne für das Cloud-Smartphone Nextbit Robin hat jetzt schon knapp 900.000 Dollar gesammelt und damit ihr Ziel in nur einer Woche fast um das doppelte übertroffen. Auf der IFA 2015 konnten wir bereits einen ersten Blick auf die angepasste Android-Software des Smartphones und ein Gehäuse-Mockup werfen.

Der Clou des Nextbit Robin ist weniger die Hardware, sondern die Software: Nextbit kombiniert den lokalen Flash-Speicher von 32 GByte des Smartphones mit einem Cloud-Speicher, auf den das Smartphone automatisch alles auslagert, was der Nutzer selten benutzt. Die Synchronisation der Daten erfolgt im WLAN automatisch, bei Verbindung über Mobilfunk muss sie manuell ausgelöst werden. Wird eine App oder eine Mediendatei über 6 Monate nicht angefasst, schaufelt sie das System automatisch ins Netz. Apps werden dabei als Installationsdatei (APK) ausgelagert und ihr Icon auf dem Smartphone ausgegraut, Fotos bleiben auf dem Gerät als niedrig auflösende Thumbnails.

Nextbit Robin und Cloud-Speicher (7 Bilder)

USB-C-Anschluss am unteren Ende des Nextbit Robin

Tippt man auf eines der grauen Icons, erscheint ein Lade-Symbol und die Datei wird wieder in den lokalen Speicher übertragen; das soll je nach Dateigröße innerhalb von mehreren Sekunden klappen – sofern man gerade eine schnelle Internetverbindung hat. Zu Beginn sollen jedem Nutzer des Nextbit Robin 100 GByte Cloud-Speicher zur Verfügung stehen. Die Vision ist aber, ähnlich wie bei Googlemail jedem so viel Speicher anbieten zu können, wie er benötigt. Nutzer können auch einzelne Dateien und Apps manuell in die Cloud schieben oder sie auf dem Smartphone "pinnen", also eine Auslagerung ins Netz verhindern.

Die Daten sollen laut Nextbit End-to-End-verschlüsselt übertragen und auf den Nextbit-Servern verschlüsselt gespeichert werden. Außerdem kann der Nutzer die Daten auch optional auf dem Smartphone verschlüsseln – inzwischen ein Standard-Feature von Android. Die Software des Nextbit Robin baut auf einer angepassten Android-Version auf, ähnlich dem CustomROM CyanogenMod: Oberfläche und Funktionsumfang entsprechen in der aktuellen Beta-Version weitestgehend Android 5.1, wurden aber um die Nextbit-Cloud-Funktionen ergänzt und optisch in Design und Farben etwas reduziert. Google Apps wie der Play Store sind vorinstalliert.

Nextbit sieht sich vor allem als Software-Unternehmen und verspricht, ständig neue Funktionen zu entwickeln und diese über Updates zur Verfügung zu stellen, auch sollen Android-Updates schnell für Nextbit-Nutzer verfügbar sein. Der Bootloader von Nextbit ist entsperrt, sodass man auch CustomRoms (sofern fürs Nextbit Robin verfügbar) installieren kann. Die Garantie des Smartphones soll dabei erhalten bleiben – selbst wenn man das Smartphone beim Aufspielen einer alternativen Software "brickt", also unbrauchbar macht.

Das Nextbit Robin hat einen entsperrten Bootloader.

Auffallend ist die Optik des Smartphones. Das auf der IFA gezeigt Mockup-Gehäuse ist zwar noch in einem Vorserienstadium, soll aber in den grundlegenden Zügen dem fertigen Produkt entsprechen. Das Gehäuse zeigt keine geschwungenen Elemente, sondern ist vielmehr ein kantiger Smartphone-Block aus Hartplastik mit einem 5,2-Zoll-Display. In der minzblauen Variante ist das Gehäuse oben und unten blau, dort befinden sich auch optisch auffällige Stereo-Lautsprecher; der Mittelteil auf der Rückseite ist weiß. Auf der Rückseite befindet sich ein Cloud-Symbol mit 4 LEDs darunter: Sie signalisieren, ob das Smartphone gerade mit der Cloud verbunden ist und synchronisiert.

Eingebaut sind der Snapdragon-Chipsatz 808 mit LTE-Modul und 6 Prozessorkernen, 3 GByte RAM, eine 13-Megapixel-Front- und eine 5-Megapixel-Rückseitenkamera. Außerdem hat das Robin NFC und einen Fingerabdrucksensor, der sich wie bei Sony neuer Xperia-Z5-Reihe im Ein-/Ausschalter an der Seite befinden soll. Es hat einen USB-Type-C-Anschluss und ist USB-3.0-kompatibel, außerdem soll es darüber besonders schnell laden ("Quick Charging").

Nextbit Robin klingt wie ein Experiment aus den Google-Laboren, und das ist kein Zufall. Hinter dem Projekt stehen einige interessante Namen aus dem Silicon Valley, die sich mit Android bestens auskennen: Die Gründer Tom Moss und Mike Chan gehörten zum frühen Android-Team, Design-Chef Scott Croyle war sechs Jahre bei HTC unter anderem für das Design der One-Smartphone-Serie verantwortlich. Auf die Finanzierung über die Kickstarter-Kampagne sind sie eigentlich nicht angewiesen, denn das etwa 20-köpfige Team hat mehrere Millionen US-Dollar Startkapital unter anderem von Google Ventures in die Hand bekommen. Bei der Kickstarter-Kampagne geht es Nextbit mehr darum, eine Community um das eigene Produkt zu erzeugen – und sicherlich auch um den PR-Effekt, den man mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne erzielt. 70 Mitarbeiter des Hardware-Produzenten Foxconn sind speziell für die Produktion des Nextbit Robin im Einsatz.

Die Kampagne auf Kickstarter läuft noch bis zum 1. Oktober. Die ersten Geräte sollen Anfang nächsten Jahres ausgeliefert werden. Das Smartphone kann man derzeit für 350 US-Dollar "kickstartern", dazu sollen bei Versand nach Deutschland etwa 50 Dollar an Steuern und Zoll kommen. Die bereits vergebenen ersten 1000 unterstützten Smartphones sollen im Januar 2016 ausgeliefert werden, die übrigen im Februar. (acb)