Programmieren mit Swift: Das umfassende Training

Wer einfach nur für Apple-Geräte programmieren und dabei auf Swift umsteigen möchte, der findet mit dem Video-Training aus dem Rheinwerk Verlag einen guten Start. Für Programmieranfänger ist es nicht unbedingt brauchbar.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael MĂĽller

Jan Brinkmann
Programmieren mit Swift
Das umfassende Training
Rheinwerk 2015
€ 39,90
ISBN 978-3-8362-3731-4

Mit Swift hat Apple eine Programmiersprache entwickelt, die in Version 2 gar Open Source geht und nach Linux portiert werden soll. Doch in erster Linie handelt es sich um eine neue Programmiersprache zur Entwicklung von Apps fĂĽr iOS und OS X, also fĂĽr iPhone und Mac nebst deren Verwandten. Und genau dies zeigt Jan Brinkmann in vorliegendem Training, bis hin zur Erstellung von Apps fĂĽr die Apple Watch.

Auf der Rückseite der Verpackung steht es: "Der erfahrene Software-Entwickler Jan Brinkmann zeigt Ihnen in diesem Training, wie schnell Sie mit der modernen Programmiersprache Swift attraktive Apps für alle Apple-Geräte realisieren." Das entscheidende Wort hier ist "wie". Das macht der Trainer gut – für Kenner von Objective-C. Auch wenn Swift diese Sprache lediglich ergänzen soll, spricht der Trainer von Umstieg und baut auch sein Training teilweise entsprechend auf. Er geht zwar auf Grundlagen der Sprache ein, aber hier dominiert das "wie". Die Frage nach dem "warum" beziehungsweise "wozu" wird weder gestellt noch beantwortet.

Warum (wozu) benötige ich Variablen? Warum (bzw. wozu) ist das objektorientierte Konzept gut? Einsteiger erwarten Antworten auf diese Fragen, doch die gibt es nicht. Und so ist das Training eher für Personen geeignet, die schon über eine ordentliche Portion Programmiererfahrung verfügen, insbesondere Objective-C-Kenner. Nun, da sich der Entwickler mit Swift vornehmlich im Apple-Universum bewegen dürfte, kann bei Programmiererfahrung genau diese C-Variante vorausgesetzt werden. Und so geht der Trainer sowohl auf Unterschiede als auch auch auf Gemeinsamkeiten ein, wie etwa die Nutzung von Cocoa im letzten Kapitel.

Dabei startet er sanft mit einer Einführung in Swift, zeigt Entwicklungsumgebung und Playground. Und nutzt diesen Spielplatz für die Einführung von Grundlagen bis zu fortgeschrittenen Konzepten der nächsten Videos. Zunächst zeigt er einige Vorteile von Swift und vergleicht diese mit Objective-C. Danach geht es dann an die Sprachgrundlagen. Hier wiederholt sich dann einiges dessen, was in der Einführung bereits gezeigt wurde. Mit Hinblick auf erfahrene Programmierer als Zielpublikum entstehen so leichte Längen. Weiter geht es mit objektorientierter Programmierung und Konzepten wie Extensions, Generics oder Closures.

Dann wechselt Brinkmann vom Playground zur "eigentlichen" Entwicklungsumgebung von Xcode und zeigt, wie eine einfache App erstellt werden kann, einschließlich des Zusammenspiels von Swift und Objective-C. Es folgen eine To-do- sowie eine Mitarbeiterliste. Programmiert wird zwar nicht grafisch, aber mittels Xcode kann der Entwickler immerhin grafische Elemente in den Editor ziehen und so Code-Wizards starten, die passende Codefragmente erzeugen. Brinkmann zeigt, wie es geht, aber auch, wie mittels Copy & Paste entwickelt wird. Für ein Training vielleicht OK, doch leider fehlt der warnende Hinweis, führt ein solches Vorgehen, falsch angewendet, auch schon mal gerne im "Copy-Paste-Loose" endet.

Ein eigenes Kapitel widmet sich der Programmierung der Apple Watch. Hier geht es um einen Timer, der einen Countdown zur nächsten Mittagspause anzeigt. Dabei wird leider nicht klar, ob es sich einfach um ein Programmierbeispiel handelt oder ob der Trainer keine vernünftige Anwendung für das Armband sieht und dieses Kapitel nur eingeschoben hat, weil es gerade opportun erschien.

Das letzte Kapital widmet sich dann einer Desktop-App fĂĽr OS X. Hier handelt es sich um eine Notizblock-Funktion, in der die Daten dann auch in einer Datei persistiert werden. Gerade da, wo es spannend wird, ist dann das Training beendet.

Jan Brinkmann erklärt verständlich. Dennoch verbleibt ein ambivalenter Eindruck. Für Programmieranfänger ist es aus den genannten Gründen nicht unbedingt brauchbar. Für erfahrene Entwickler könnte es dagegen deutlich gestrafft werden, um so Platz zu schaffen für den weiteren Umgang mit Daten, sei es eine tiefer gehende Erläuterung von Datenstrukturen, sei es der Umgang mit Datenbanken. Dennoch, wer einfach nur für Apple-Geräte programmieren und dabei auf Swift umsteigen möchte, der findet mit dem Training einen guten Start.

Michael MĂĽller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane)