Bio mit System

Im vergangenen Jahrhundert galt die Aufmerksamkeit in der Biologie einzelnen Molekülen, heute geht es um ihre Interaktion. Dabei hilft eine Flut von neuen Informationen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 1 Min.
Von
  • Jon Cohen

(Zusammenfassung aus Technology Review Nr. 1/2004)

Nachdem es in den vergangenen Jahren unter Biologen üblich war, ihre Untersuchungsobjekte in immer kleinere Einheiten zu zerlegen und diese zu katalogisieren, kehrt die Systembiologie die Forschungsrichtung um und nimmt wieder das Ganze ins Visier. Sie tritt mit dem Anspruch an, all das Wissen über RNA, DNA, Gene, Proteine, Zellen und Gewebe zu einem Gesamtbild zu verbinden. Dieses Bild soll zeigen, wie aus all den Einzelteilen ein Organismus entsteht, der Krankheiten abwehrt, Nahrung verarbeitet und Probleme löst.

Die Wissenschaftler träumen schon lange vom ganzheitlichen Wissen, doch in der Vergangenheit entzogen sich schon die Abläufe innerhalb einer einzelnen Zelle einem tieferen Verständnis. Neue Entwicklungen haben die Lage gewandelt. Automaten können heute biologische Moleküle in einem Bruchteil der Zeit analysieren, die noch vor fünf Jahren nötig war. Durch die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts und verwandter Projekte, die ganze Molekülfamilien umfassend erforschen, strömt eine Flut von neuen Informationen herein - die Bestandsliste der Einzelteile des menschlichen Körpers ist auf eine Schwindel erregende Länge angewachsen.

Fügt man dem noch die stetig wachsende Rechenkapazität heutiger Computer hinzu, dann wird das utopisch erscheinende Ziel der Systembiologie nicht nur realistisch, sondern geradezu notwendig, um all dem einen Sinn zu geben. Mit dieser neuen Betrachtungsweise wollen Forscher einige der grundlegenden medizinischen Fragestellungen beantworten. (sma)