Das Schweigen der Gene

Das gezielte Stummschalten einzelner Gene könnte Fortschritte beim Kampf gegen Krankheiten wie Krebs oder Aids bringen. Sicher ist schon jetzt: Es wird zum unverzichtbaren Forschungswerkzeug

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Von
  • Sascha Karberg

(Zusammenfassung aus Technology Review Nr. 4/2004)

Der natürliche Prozess der so genannten RNA-Interferenz (RNAi), ein Zell-Mechanismus, der mit vielen fundamentalen biologischen Prozessen verknüpft sein könnte, lässt sich auch technisch nutzen, um Gene gezielt, schnell und kostengünstig abzuschalten. Die notwendigen Zellkomponenten kommen in Säugetieren, Insekten, verschiedenen Wurmarten, Knochenfischen, Pflanzen und sogar in Einzellern vor. Das hilft schon heute der Forschung, denn um zu verstehen, für welche Funktionen die Gene kodieren, muss man sie nacheinander abschalten und beobachten, welchen Effekt die Manipulation hat.

Dabei erkennen Forscher erst ganz allmählich, wie RNAi überhaupt funktioniert. Es könnte sich um einen Abwehrmechanismus des Organismus handeln - oder um ein komplexes Genregulationssystem. Bereits zwei Jahre nach der technischen Nutzbarmachung der RNAi ist der Markt für RNAi-Produkte fast 40 Millionen US-Dollar groß, und die Zukunftsprognosen der Marktforschungsinstitute reichen in den dreistelligen Millionenbereich.

Theoretisch ist sogar eine Gentherapie mit per RNAi denkbar. Mit der Technik könnten sich auch Krankheitsgene abschalten lassen. Erste Versuche an Mäusen zeigen, dass RNAi die Wirkung krebsverursachender Gene blockieren und die Vermehrung von Viren wie HIV oder Hepatitis hemmen kann. Einige Firmen planen erste klinische Studien noch in diesem Jahr. (sma)