World Quality Report 2015: Gute Zeiten für Qualitätssicherung und Testing

Seit 2009 veröffentlichen Capgemini, Sogeti und HP die Ergebnisse einer weltweiten Studie zur Anwendungsqualität. Mittlerweile sind Customer Experience und Sicherheit die treibenden Kräfte für diesmal signifikant höhere Ausgaben in der Qualitätssicherung.

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Roboter am Fließband
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Viele Unternehmen haben derzeit mit dem Tempo des technologischen Wandels zu kämpfen. Sie versuchen, mit DevOps-Prinzipien und agilen Methoden, aber auch moderneren Testmethoden und -verfahren die Probleme anzugehen. Das geht als das womöglich wichtigste Ergebnis des zum siebten Mal von Capgemini, Sogeti und HP durchgeführten, diesmal 80-seitigen World Quality Report hervor, für den von März bis Mai 2015 über 1500 IT- und Projektverantwortliche aus 32 Ländern befragt wurden. Wie in den Vorjahren konzentriert sich der gegen Registrierung erhältliche Bericht auf Organisationen mit mindestens tausend Mitarbeitern in ihrer Region.

Die IT-Ausgaben für Testing und Qualitätssicherung sind im Vergleich zum Vorjahr anscheinend um 9 Prozent gestiegen – hierin spiegelt sich der Versuch, die zunehmend größere Zahl neuer Anwendungen unter Kontrolle zu bekommen. Nahezu die Hälfte des Budgets wird für Wartungsaufgaben verwendet. Passend dazu hat sich der Budgetanteil, der für neue Initiativen aufgewendet wird, gegenüber 2014 etwas verringert (–1 %).

Im Vergleich zum Vorjahr haben die Ausgaben für die Qualitätssicherung einen imponierenden Sprung gemacht.

(Bild: Capgemini )

Für 81 Prozent der Befragten steht die Sicherheit ihrer Systeme an erster Stelle. Sie ist damit die treibende Kraft für das Testing. Deshalb sichern viele Unternehmen inzwischen mit Security Testing ihre Geschäftsprozesse ab.Deutlich an Bedeutung gewonnen hat das Kundenerlebnis ("Customer Experience"). 79 Prozent der Studienteilnehmer nennen sie als entscheidendes Kriterium. Die Studienautoren sind deswegen der Meinung, dass die meisten Unternehmen die Wichtigkeit einer medienbruchfreien Kundenerfahrung erkannt hätten.

Deutsche Unternehmen stecken offenbar mehr als ein Drittel ihres IT-Budgets in Testing und Qualitätssicherung – das sind immerhin 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Dabei verfolgen sie wohl vor allem zwei Ziele: Sie wollen die Sicherheit erhöhen (88 %) und mit Kosten haushalten (79 ). Mehr als die Hälfte der Befragten setzt für Sicherheitstests auf interne Teams, 28 Prozent beschäftigen hingegen externe Sicherheitsexperten auf ausgewählten Projekten.

Ihre Kosten versuchen deutsche Unternehmen vor allem über die Industrialisierung mithilfe von Anbietern mit Nearshore-Kapazitäten und über die Testautomatisierung zu reduzieren. Hierzulande sind bis zu 40 Prozent der Testfälle automatisiert – lokal wie global ist der schnelle Wandel bei den Applikationsfunktionalitäten die große Hürde auf dem Weg zu mehr Automatisierung. Auch mobile Anwendungen testen deutsche Unternehmen immer stärker: 94 Prozent der Befragten sind hier aktiv, 2014 waren es noch 10 Prozentpunkte weniger. Nachholbedarf besteht noch bei der Nutzung agiler Methoden: In Deutschland setzt ein Drittel der Befragten auf sie, weltweit sind es dagegen 54 Prozent.

Eine kurze Analyse des World Quality Report in Bezug auf den deutschen Markt findet sich hier.

Mit höheren Budgets für die Qualitätssicherung wird weltweit zunehmend in die Einführung von DevOps-Prinzipien und agilen Methoden investiert. 59 Prozent der Befragten gibt an, dass sich mindestens die Hälfte der im Unternehmen durchgeführten Projekte an DevOps-Prinzipien orientiert und 47 Prozent virtuelle Testumgebungen nutzen.

Auf bereits sieben Auflagen kommt der jährlich erscheinende World Quality Report.

Der Begriff DevOps geht auf den Belgier Patrick Debois zurück, der Ende Oktober 2009 die ersten DevOps Days mitorganisierte. Der Begriff aus "Dev" für Anwendungsentwicklung (Development) und "Ops" für IT-Betrieb (Operations) steht für das Zusammenrücken der beiden Bereiche mit dem Ziel, dass eine Organisation Software schneller und fehlerfreier erstellen und verfügbar machen kann.

Während Unternehmen an der Modernisierung ihrer Testmethoden und -verfahren arbeiten, müssen sie auch die immer kürzeren Lebenszyklen von Programmen und Applikationen in den Griff bekommen. Dadurch steigt die Nachfrage nach dezidierter Hardware und Infrastruktur für das Testing auf 38 Prozent – das entspricht einem Plus von 5 Prozent gegenüber 2014. Zudem ist knapp ein Drittel der Befragten (29 %) entschlossen, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Center of Excellence für Testing aufzubauen. (ane)