Versuchskaninchen aus Silizium

Tierversuche sind teuer, aufwendig und, so finden zumindest manche Leute, grausam.

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Lesezeit: 1 Min.
Von
  • David H. Freedman

Derzeit existiert keine schnelle und verlässliche Methode, mit der sich vorhersagen lässt, ob ein neuartiger Arzneimittel-Wirkstoff schädliche Nebenwirkungen haben und ob er Menschen eher krank als gesund machen wird.

Tierversuche sind dafür immer noch die einzige Option, jedoch zeitaufwendig, teuer, häufig ungenau und ethisch fragwürdig. Um die Zahl der Tierversuche zu verringern, ist das Screening neuer Wirkstoffe mittels Zellkulturen inzwischen zur Routine geworden. Der Ansatz ist vergleichsweise einfach und billig, allerdings lässt er nur eine sehr ungenaue Vorhersage darüber zu, was ein Wirkstoff auf seiner Rundreise durch den Körper anrichten wird. Jedes zweite Medikament, das in Zellkulturen harmlos erscheint, erweist sich später im Tierversuch als toxisch.

Um neue Medikamente auf Nebenwirkungen zu testen, könnten Pharmaunternehmen schon bald daumennagelgroße Silizium-Chips einsetzen. Mehrere Forschergruppen arbeiten mit Hochdruck daran - zunächst kam der Nachbau einzelner Organe, mittlerweile wird auch an kompletten Tier-Chips gearbeitet. Beladen mit lebenden Zellen, ahmen sie den gesamten Stoffwechsel von Labortieren nach.

Das Versuchstier auf dem Chip soll die große Hürde bei der Entwicklung neuer Medikamente überwinden helfen. Das spart der Industrie viel Zeit und Geld - und öffnet vielleicht sogar den Weg zu Versuchen an künstlichen Menschen (sma)