Bundeslagebild Cybercrime: Crime-as-a-Service wächst weiter

Das Bundeskriminalamt hat auf seiner Cybercrime-Konferenz C³ das Lagebild Cybercrime veröffentlicht. Demnach steigt die Bedrohung auf allen Gebieten der computerunterstützen Kriminalität.

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Statistik BKA-Cybercrime

(Bild: BKA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat auf seiner Cybercrime Conference C³ das Bundeslagebild Cybercrime 2014 vorgestellt. Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 49.925 Cyberdelikte registriert, die zu einem Gesamtschaden von mindestens 39,4 Millionen Euro führten. Ein direkter Vergleich mit der Bundeslagebild Cybercrime 2013 ist jedoch nicht möglich, da die Zählweise umgestellt wurde.

Für das neue Bundeslagebild Cybercrime hat das BKA Daten aus der allgemeinen Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 (PKS) extrahiert und kondensiert. In dieser allgemeinen Statistik wurden im Gegensatz zum Vorjahr nur die Taten aufgenommen, bei denen es konkrete Hinweise darauf gibt, das die Tat innerhalb Deutschlands stattgefunden hat. 2013 waren hingegen alle Taten mit Computerbezug aufgenommen worden, auch wenn die Täter im Ausland saßen. Insofern würde ein direkter Vergleich der Zahlen eine rückläufige Entwicklung der Kriminalitätsrate ergeben.

Die Kriminalstatistiker wollen angesichts der Internationalität des Cybercrimes zwar wieder zu einer übergreifenden Statistik kommen, doch ist die Umstellung noch im vollen Gang. Weil die Datenerfassung IT-technisch umgestellt wurde, könne man frühestens in zwei Jahren aussagefähige Daten zu den vom Ausland aus begangenen Taten liefern, heißt es im Vorwort zum Bundeslagebild.

Ein direkter Zahlen-Vergleich ist nur bei den im Inland aufgeklärten Taten zum Straftatbestand des Phishing im Bereich des Online-Bankings möglich: Hier stiegen die Betrügereien von 4096 Vorfällen im Jahre 2013 auf 6984 Fälle im Jahr 2014. Damit wurde der bisherige Höchststand von 2011 (6422 Fälle) übertroffen. Der durch das mTAN-Verfahren bedingte Rückgang in den Jahren 2012 und 2013 ist offenbar dadurch egalisiert worden, dass Smartphones für das Online-Banking und gleichzeitig für den Empfang der mTAN benutzt werden und damit die Kommunikationskanäle nicht mehr getrennt sind. Durchschnittlich wurden 4000 Euro bei erfolgreichen Phising-Attacken entführt, was auf einen Gesamtschaden von 27,9 Millionen Euro hinausläuft.

Zugenommen hat vor allem die Form der Kriminalität, die das BKA als "Crime-as-a-Service" bezeichnet. Dabei kaufen "normale" Kriminelle im "Dark Web" beziehungsweise in der "Underground Economy" jeweils die Dienste ein, die sie für ihre Straftat benötigen. So können Straftaten verübt werden, ohne dass die Täter versierte Hacker sind. Das wiederum fördert laut Bundeslagebild einen Zuwachs der Cybercrime-Delikte, die durch die Organisierte Kriminalität (OK) begangen werden. Wurden 2013 sechs Computerbanden gezählt, waren es 2014 schon 12 Banden mit erkennbaren OK-Strukturen. Gegenüber der Gesamtzahl von 571 OK-Banden in der Bundesrepublik ist das zwar verschwindend gering, doch zeige sich ein Aufwärtstrend, so das BKA.

Die Verfasser des Lagebildes betonen, wie groß und unerforscht das Dunkelfeld und wie neu die jetzt aufgestellte Statistik sei. Durch die genauere Analyse bisher bekannter Straftaten, durch das genauere "Auswerten von Angriffsvektoren und möglichen Tatzusammenhängen" wollen sie nun das Dunkelfeld aufklären und das Lagebild aussagefähiger machen. (anw)