BND/NSA-Skandal: Provider tappt im Dunkeln

Ein Sicherheitsbeauftragter von Verizon Deutschland will keinerlei Hinweise auf Manipulationen in den Serverräumen eines Netzknotens in Hilden gefunden haben, an denen der BND für die CIA Telefon- und Faxverkehre abgefangen haben soll.

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BND/NSA-Skandal: Betroffener Provider tappt völlig im Dunkeln
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Der für die Konzernsicherheit zuständige Manager bei Verizon Deutschland, Oliver Matt, konnte am Donnerstag kein Licht in das Dunkel um die Geheimoperation Glotaic bringen. Er habe den in diesem Zusammenhang in Medienberichten genannten Standort Hilden bei Düsseldorf nach den Hinweisen kontrolliert, sagte er im NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags. "Ich ging durch alle Räume des Gebäudes und inspizierte die Sicherheitsvorkehrungen." Auch in den Serverräumen mit rund 200 Rechnern habe er "keine Hinweise auf die behaupteten Manipulationen" gefunden.

Er habe auch mit der deutschen Geschäftsführung gesprochen, führte Matt aus. "Keiner von ihnen hatte etwas wahrgenommen, das für den heutigen Termin von Bedeutung sein könnte." Er sei zugleich darauf hingewiesen worden, dass die Kollegen in den USA zur Geheimhaltung verpflichtet seien.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

An dem Netzknoten in Hilden soll der Bundesnachrichtendienst (BND) zwischen 2004 und 2006, als Verizon noch unter MCI beziehungsweise Worldcom firmierte, direkt Telefon- und Faxverkehr mitgeschnitten und möglicherweise ungefiltert an die CIA weitergeleitet haben. Die parlamentarischen Kontrolleure gehen teils davon aus, dass der BND bei dem Projekt über eine oder mehrere Tarnfirmen im großen Stil Daten abgezweigt hat.

Matt kann sich die Berichte überhaupt nicht erklären. Es habe zwar sicher auch in dem fraglichen Zeitraum Besuche von Kunden und anderen "Interessierten" gegeben, bekundete er. Ein "willkürlicher Zutritt" sei aber nicht möglich gewesen: "Wir betreiben eine Zutrittskontrolle, auch mit Videoüberwachung." Eine Person hätte so eine von seiner Abteilung programmierte Zutrittskarte mit Foto und Magnetchip gebraucht oder von einem Techniker begleitet werden müssen. Nicht öffentlich äußern wollte sich Matt aber zu der Frage, ob Ausweise für ausländische Konzernmitarbeiter freigegeben worden seien.

Öfters verwies Matt auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, die er nicht preisgeben dürfe. Er lehnte es zudem kategorisch ab, über Möglichkeiten zu spekulieren. Unter welchen Umständen neue Hardware-Komponenten eingebaut werden konnte? "Nicht mein Bereich." Ob Strafanzeige wegen der Behauptungen gestellt worden sei? Dies könne nur die Rechtsabteilung beantworten. Dabei sei Matt von der Verizon-Geschäftsführung gezielt als richtiger Ansprechpartner genannt worden, beklagte der Ausschussvorsitzende Patrick Sensburg (CDU).

Dass sich der BND nicht formell anordnen ließ, das Fernmeldegeheimnis einzuschränken, hatten leitende Mitarbeiter des Geheimdienstes bereits im Februar eingeräumt. "Wir arbeiten aus Prinzip nicht mit ausländischen Nachrichtendiensten zusammen, da es dafür an jeglicher Rechtsgrundlage fehlt", betonte Matt nun.

Die Polizei habe dreimal telefonisch um Telekommunikationsüberwachungen ersucht, berichtete Matt. Diese seien aber nicht weiter verfolgt worden nach dem Hinweis, dass MCI hauptsächlich ein Anbieter für Großkunden gewesen sei und so viele Kanäle gleichzeitig hätten abgehört werden müssen. Generell habe die Bundesnetzagentur nicht nur die dennoch bereitzuhaltenden Geräte für die Überwachung geprüft und abgenommen, sondern auch das gesamte Sicherheitskonzept für den Standort. Die US-Konzerntochter verstehe sich "uneingeschränkt als deutsches Unternehmen", das die hiesige Gesetzgebung einzuhalten habe. (anw)