ICANN-Wahl: Die Auslese hat begonnen
75 Bewerber haben sich für einen Platz auf der Liste für die Wahl zum europäischen ICANN-Direktor in Position gebracht, doch nur zwei kommen in die nächste Runde.
75 Bewerber haben sich für einen Platz auf der endgültigen Liste für die Wahl zum europäischen ICANN-Direktor in Position gebracht, doch nur zwei kommen in die nächste Runde. Während die Wähler ihre Voten für die Vorentscheidung abgeben, blasen die ersten Bewerber bereits wieder zum Rückzug.
Inzwischen haben sich 75 potenzielle Kandidaten in die lange Selbstnominierungs-Liste für die Wahl zum europäischen ICANN-Direktor im Oktober eingetragen - und es werden täglich mehr, obwohl die offizielle Frist bereits am 14. August abgelaufen ist. Nur die Ankündigung, dass man kandidieren wolle, hätte bis Montag vorliegen müssen, erläuterte der Wahlleiter und Finanzchef der ICANN jüngst. Aber selbst damit scheint es ICANN nicht so genau zu nehmen, deren Nominierungskomitee für Europa ja bereits fünf "offizielle" Kandidaten aufgestellt hat. Demnach bleiben den Spielregeln folgend nur noch zwei Plätze auf dem endgültigen Wahlzettel für die "Nachrücker", die mindestens zwei Prozent der Stimmen aus mindestens zwei Ländern ihrer Region auf sich vereinen müssen.
Derzeit finden zwei Ausleseprozesse gleichzeitig statt. Zum einen ist die bis Ende August dauernde "Unterstützungsrunde" angelaufen, während der die als ICANN-Mitglieder registrierten Wahlberechtigten einem Kandidaten ihr Vertrauen aussprechen dürfen. Mit 365 Stimmen führte dort heute Abend der sich für einen zensurfreien Kommunikationsraum Internet stark machende Sprecher des Chaos Computer Clubs, Andy Müller-Maguhn. Bereits mit größerem Abstand folgten mit 114 Stimmen die Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann vom Wissenschaftszentrum Berlin sowie Lutz Donnerhacke, Kryptoexperte und Mitbegründer des Fördervereins Informationstechnik und Gesellschaft (Fitug), mit 104 Stimmen.
Zum anderen ist auch im Rahmen der Diskussion ĂĽber die von Fitug ins Leben gerufene Mailingliste ICANN-EU eine Selbstauslese unter den Bewerbern in Gang gekommen. So kĂĽndigte etwa Marc Lehmann heute Mittag ĂĽberraschend an, Donnerhacke unterstĂĽtzen zu wollen. Auch Oliver Thuns stieg aus dem Rennen vorzeitig aus. Er wolle keine Energie mehr in die Self-Promotion stecken, gab Thuns bekannt. Lieber wĂĽrde er "dumme Fragen" an die anderen Bewerber stellen und Kritik ĂĽben.
Drei Verbände haben sich unterdessen auf einen "Konsenskandidaten" geeinigt, mit dem sie die Spannungen zwischen "Netzgemeinde" und "Wirtschaftsinteressen" überbrücken wollen: Der Präsident der Gesellschaft für Informatik, Heinrich Mayr, ließ zumindest in Bonn verlauten, dass seine Organisation zusammen mit der Initiative D21 und der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE nun einer Meinung sei und Axel Zerdick vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin unterstützen wolle.
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