Ein Held, wie er im Buche steht

Tief unten im Meer warten riesige Gasfelder darauf, vom Menschen ausgebeutet zu werden. Außerdem gibt es dort riesige Gesteinsmassen, die jederzeit Flutwellen unvorstellbaren Ausmaßes auslösen könnten

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Katrin Wilkens

(Zusammenfassung aus Technology Review Nr. 9/2004)

Der Bestseller "Der Schwarm" von Frank Schätzing wird auch dafür gelobt, dass er wissenschaftlich fundiert ist. In dem Öko-Thriller entwirft der Autor ein Horrorszenario, das auf aktuellen Erkenntnissen aufbaut. Auch eine seiner Hauptfiguren existiert wirklich: der Meeresforscher Gerhard Bohrmann.

Bohrmann befasst sich mit der Gashydratforschung, Möglichkeiten, diese zur Energiegewinnung zu Nutzen und eventuellen Gefahren. Wasser und Gase, etwa Methan, verbinden sich bei hohem Druck und niedrigen Temperaturen, wie sie beispielsweise am Meeresboden vorkommen, zu einer eisähnlichen Verbindung - einem Gashydrat. Prinzipiell ist das eine riesige Energiereserve - laut Schätzungen sind 10000 Gigatonnen organischer Kohlenstoff in Gashydraten gespeichert - viertausendmal soviel, wie die Menschheit zwischen 1860 und 1998 pro Jahr verbraucht hat.

Die Gashydratlager am Meeresboden bieten zugleich Lebensraum für chemosynthetisches Leben, also Lebensformen, die ihre Energie nicht via Photosynthese aus dem Sonnenlicht beziehen. Etwa für den Eiswurm, der auch in Schätzings Roman eine prominente Rolle spielt, aber in Wirklichkeit nicht so gefährlich ist. Er lebt in etwa 550 Metern Tiefe im Golf von Mexiko, ein kleines rosa Tierchen, das entfernt an eine Hausstaubmilbe erinnert.

Auf der anderen Seite sind Gashydratlager auch Gefahrenquelle in globalem Maßstab. Gut dokumentiert ist etwa die so genannte Storegga-Rutschung vor Norwegen. Durch instabile Gashydratflächen gerieten vor etwa 8000 Jahren 5600 Kubikkilometer Meeresboden ins Rutschen und verursachten Flutwellen von gigantischem Ausmaß. 5600 Kubikkilometer entsprechen einem Siebtel der gesamten Süßwasservorräte der Welt. Nicht wie im Buch durch Eiswürmer, aber durch die globale Erwärmung kann sich ein solches Ereignis laut Bohrmann jederzeit wiederholen.

--

Den vollständigen Artikel zu diesem Thema im Umfang von 6 Seiten finden Sie in Ausgabe 09/04 von Technology Review; Sie können sie hier versandkostenfrei bestellen (sma)