IBMs neuer Supercomputer bricht alle Rekorde

IBM hat am Donnerstag mit dem RS/6000 ASCI White den zur Zeit schnellsten Rechner der Welt vorgestellt.

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Von
  • Laurenz Weiner

Den Titel des schnellsten Rechners der Welt trägt seit heute der IBM RS/6000 ASCI White. Der von IBM im Auftrag der amerikanischen Regierung entwickelte Supercomputer vereint insgesamt 8192 Prozessoren in 512 Rechnereinheiten mit jeweils 16 IBM Power3-III CPUs über Hochleistungsswitches zu einem System, das 12,3 Teraflops leisten soll - zwölf Mal mehr, als der gerade erst im Münchener Leibniz-Institut eingeweihte Hitachi SR8000 F1, der als Europas schnellster Rechner gilt. Der gigantischen Rechenleistung angemessen gehören 6,2 Terabytes Arbeitsspeicher und 160 Terabytes Festplattenkapazität zur Peripherie des 110 Millionen US-Dollar teuren Systems. Der ASCI White ist damit bereits 1000 Mal leistungsfähiger als IBMs Deep Blue, der 1997 Schachgenie Kasparov schlagen konnte.

Für die Endmontage des Rechners dürfte man im Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) in Livermore, Kalifornien, einige bauliche Erweiterungen vorgenommen haben. Schließlich benötigt die Anlage die Fläche von zwei Basketballfeldern, wiegt mit 106 Tonnen ungefähr so viel wie 17 ausgewachsene Elefanten und beansprucht 1,2 Megawatt elektrischer Leistung – so viel wie rund 1000 Haushalte. Über 3000 Kilometer Kabel sind in ASCI White verdrahtet und gigantische Kühlanlagen erforderlich, um diese Leistungsaufnahme zu kontrollieren.

Seit 1999 gilt IBM als Führer auf dem Markt der Supercomputer, auf dem jährlich lediglich rund 250 Rechner mit Preisen zwischen 2 und 100 Millionen US-Dollar verkauft werden. Die Entwicklung von ASCI White dürfte deshalb auch Fortschritte bei kleineren Systemen bewirken, die typischerweise in der Klimaforschung, der Datenverschlüsselung oder beim Design komplexer technischer Systeme eingesetzt werden. Der Rekordrechner wurde im Rahmen des US-ASCI-Programms zum Aufbau von Supercomputern aus vielen vergleichsweise gewöhnlichen Einheiten entworfen, in das auch andere Firmen wie SGI und Intel involviert sind.

Das US-Department of Energy wird die geballte Rechenleistung des ASCI White nutzen, um wesentliche Faktoren der Wirkung von Atomwaffen, wie beispielsweise Alter und Design des Sprengkopfs, zu simulieren. Nach Ansicht von David Cooper, Chief Information Officer des LLNL, reicht die Rechenleistung des Systems aber noch nicht aus, um vollständig auf Nuklearwaffentests verzichten zu können. Dazu wären 100 Teraflops erforderlich, die nicht vor 2004 zu erwarten seien. Demnach wird es leider noch einige Zeit dauern, bis auch die USA den Vertrag über den Stopp von Atomwaffentests unterzeichnen und endlich auf unterirdische Explosionen verzichten. (law)