Mannesmann-Tochter geht offenbar an Enel

Der größte börsennotierte Energiekonzern Europas, die italienische Enel SpA, steht kurz vor der Übernahme des Telefonunternehmens Infostrada.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der größte börsennotierte Energiekonzern Europas, die italienische Enel SpA, steht offenbar kurz vor der Übernahme des Telefonunternehmens Infostrada SpA. Offiziell bereitete man noch Anfang September bei der britischen Mobilfunkgesellschaft den Börsengang des italienischen Internet- und Festnetzunternehmens Infostrada vor. Allerdings verstummten die Gerüchte nie, dass die italienische Gesellschaft und Mannesmann-Tochter vielleicht doch komplett verkauft werden soll. Ein Verkauf von Infostrada kommt dem britischen Mobilfunkriesen vermutlich noch mehr gelegen als der geplante Börsengang, bei dem die Briten 49,9 Prozent der Anteile von Infostrada in den Handel bringen wollten. Immerhin sind die Briten nach dem Kauf von Mannesmann im Frühjahr und den Erwerbungen von UMTS-Lizenzen in Großbritannien und Deutschland finanziell unter Druck geraten und brauchen dringend liquide Mittel.

Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone wolle die Mannesmann-Tochter Infostrada für zwölf Milliarden Euro an die Enel verkaufen, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Der Energiekonzern wolle Infostrada mit seiner Telefonfirma Wind verschmelzen, an der auch France Telecom 43,4 Prozent hält. Wind war schon einige Zeit ein Interesse an der Übernahme von Infostrada nachgesagt worden. Auch die Deutsche Telekom, die sich nach der Tändelei mit Telecom Italia Ärger mit France Telecom und Enel eingehandelt hatte und deshalb aus dem gemeinsamen Joint-Venture Wind ausstieg, soll ein Auge auf Infostrada geworfen haben.

Die Bekanntgabe des Verkaufs von Infostrada an Enel werde noch für diese Woche erwartet, hieß es. Am Dienstag hatte Enel mitgeteilt, zehn Milliarden Euro Kredit für eine Übernahme im Telekommunikationsmarkt aufgenommen zu haben. France Telecom muss damit nicht befürchten, wegen der Finanzierung der Infostrada-Übernahme seine Kreditwürdigkeit zu beeinträchtigen.

Infostrada ist mit 3,3 Millionen Kunden der zweitgrößte Festnetzanbieter Italiens und hat zudem drei Millionen Internetkunden. Wind hat drei Millionen Kunden im Mobilfunk, 1,6 Millionen im Festnetz und 450 000 im Internetdienst. Im September hatte Vodafone ein Angebot der British-Telecom-Tochter Albacom zur Übernahme von Infostrada für neun Milliarden Euro abgelehnt. Infostrada war im Besitz von Mannesmann und kam durch die Übernahme des deutschen Traditionsunternehmens zu Vodafone. (jk)