AMD plant Linux-Grafiktreiber für OpenGL-Nachfolger Vulkan

AMD will quelloffene Treiber zur Nutzung des OpenGL-Nachfolgers Vulkan veröffentlichen. Das Unternehmen arbeitet zudem an Verbesserungen für die Open-Source-Treiber, um den neuesten Grafikprozessoren mehr Leistung zu entlocken.

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AMD

 

(Bild: Screenshot einer AMD-Präsentation auf der XDC2015)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

AMD arbeitet an Linux-Treibern für Vulkan, die als OpenGL-Nachfolger vorgesehene Programmierschnittstelle, die sich noch in Entwicklung befindet. Anwendungen sollen sie in Zukunft nutzen können, um die 3D-Beschleunigung moderner Grafikchips zu verwenden. Die Vulkan-Treibercode für Linux wird Anfangs wahrscheinlich proprietär sein, soll allerdings unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden. Das geht aus einem Vortrag hervor, den zwei AMD-Entwickler auf der diesjährigen Entwicklerkonferenzen des X.org-Projekts gehalten haben.

Der Vortrag liefert einen Überblick über die Fortschritte bei den Bemühungen, eine gemeinsame Codebasis für die quelloffenen und proprietären 3D-Linux-Treiber zu schaffen; diese Anstrengungen hatte AMD im vergangenen Jahr auf der Konferenz verkündet. Zu dieser gemeinsamen Codebasis gehört unter anderem der Kernel-Treiber Amdgpu, der AMDs neueste Grafikchipgeneration unterstützt; er ist kürzlich in den Linux-Kernel 4.2 eingezogen und taucht darüber nun in den ersten Linux-Distributionen auf. Über diesen Kernel-Treiber kann ein OpenGL-Treiber des Mitte September veröffentlichten Mesa 11.0 die 3D-Unterstützung der neuesten Grafikprozessoren von AMD nutzen.

Auf den Kernel-Treiber Amdgpu sollen auch AMDs Treiber zur Nutzung von OpenCL und Vulkan aufbauen. Wie es im Vortrag heißt, könnten diese Treiber aber wahrscheinlich nicht gleich zur Veröffentlichung unter eine Open-Source-Lizenz gestellt werden, sondern erst später. AMD plant zudem nach wie vor, einen auf Amdgpu aufbauenden proprietären OpenGL-Treiber für Karten der FireGL-Reihe zu veröffentlichen, die auf den professionellen IT-Einsatz zielen. Firmen sollen darüber schon jetzt mit den proprietären Treibern unterstützte Funktionen nutzen können, die der OpenGL-Treiber von Mesa bislang nicht beherrscht. In diese Klasse fällt etwa der Support für OpenGL 4.2 und höher.

AMDs Linux-Treiber: Aktueller Stand und Pläne (9 Bilder)

(Bild: Screenshot einer AMD-Präsentation auf der XDC2015)

Folie aus dem Vortrag des vergangenen Jahres: Die auf Spieler zielende "Non Pro"-Treiberlinie wird in diesem Jahr nicht mehr erwähnt.

In den Vortragsfolien ist nicht mehr explizit von einem proprietären OpenGL-Treiber für Gamer die Rede, wie es beim Vortrag im letzten Jahr noch der Fall war. Es ist unklar, ob AMD Gamer in Zukunft mit den quelloffenen oder den professionellen Grafiktreibern ansprechen will.

Der Vortrag nennt noch andere Fortschritte und Pläne zur Weiterentwicklung der verschiedenen Treiber. So soll der Amdgpu-Treiber bald AMDs PowerPlay besser unterstützen, das Taktfrequenzanpassung und die Stromspartechniken moderner Grafikprozessoren regelt; der AMD-Entwickler bezeichnet die Technik in seinem Vortrag als "ein wenig schwarze Magie". Die noch laufenden Arbeiten am PowerPlay-Treibercode seien der Grund, warum der bei Linux 4.3 verbesserte Amdgpu-Treiber die von ihm unterstützten Grafikkarten bislang weder in die schnellsten noch in die stromsparendsten Betriebsmodi schalten kann.

Die Grafikchips der neuesten, Volcanic Islands genannten Grafikprozessorgeneration liefern daher mit den quelloffenen Treibern derzeit deutlich weniger 3D-Leistung als AMDs proprietärer Catalyst-Treiber. Das betrifft etwa die aktuellen Radeon-Karten der R9-Fury-Reihe oder die R9 380. Die anderen Modelle der aktuellen Radeon-300er-Reihe sind nicht betroffen: Diese verwenden Grafikprozessoren einer älteren GPU-Generation, die von den quelloffenen Treibern besser unterstützt wird.

(thl)