"Next Generation Big Brother": FBI baut Biometriedatenbank massiv aus

Die US-Polizeibehörde FBI speichert in ihrem Biometriesystem seit Kurzem auch Fingerabdrücke von Job-Bewerbern, die Arbeitgeber zum Abgleich einsenden. Mobile Scanner sollen auch eingesetzt werden. Bürgerrechtler sind alarmiert.

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Fingerabdrücke FBI
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US-Bürgerrechtler tauften das großangelegte Biometrieprojekt "Next Generation Identification" (NGI) des FBI bereits frühzeitig in "Next Generation Big Brother" um. Jetzt bekannt gewordene Schritte der US-Strafverfolgungsbehörde zum Ausbau des Datenbankverbunds scheinen ihnen recht zu geben. So speichern die Ermittler in dem System mittlerweile auch die Fingerabdrücke von unzähligen Bewerbern für freie Jobs, die Arbeitgeber bei vielen Berufen für eine Hintergrundprüfung zum Abgleich einsenden müssen.

Die neue Vorgehensweise habe das FBI ohne weiteren öffentlichen Hinweis erstmals in einer Datenschutzabschätzung im Februar erwähnt, schreibt die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF). Damit könnten die biometrischen Merkmale der Arbeitssuchenden erstmals jederzeit zusammen mit Fingerabdrücken durchsucht werden, die Verdächtigen und Kriminellen zur Strafverfolgung abgenommen worden seien. Solche Abfragen führten Ermittlungsbehörden der gesamten Vereinigten Staaten tausendfach pro Tag in der FBI-Datenbank durch.

In den USA müssen nicht nur künftige Staatsdiener oder Angestellte, die mit Kindern arbeiten, ihre Fingerabdrücke für einen Abgleich beim FBI zur Verfügung stellen. In Texas etwa trifft diese Bestimmung auch auf Ingenieure, Ärzte, Makler, Aktienhändler, Anwälte oder Architekten zu. Das kalifornische Justizministerium gibt an, jährlich 1,2 Millionen Fingerabdrücke für Checks ans FBI zu übermitteln. Die Bundesbehörde hatte zuvor betont, diese biometrischen Merkmale nur in Ausnahmefällen aufzubewahren und sie nicht zugänglich und durchsuchbar zu machen.

Mit der Einführung der NGI-Komponente zur Gesichtserkennung, die noch in diesem Jahr geplant ist und gleich bis zu 52 Millionen Fotos enthalten soll, können Arbeitgeber und andere Behörden zusätzlich auch Gesichtsbilder ans FBI schicken. Die EFF fürchtet, dass diese dann auch genutzt würden, um die Bewegung von Personen zwischen verschiedenen Orten zu verfolgen. Die Bürgerrechtler zweifeln die These der Ermittler an, dass die Betroffenen in solche Datennutzungen automatisch mit eingewilligt hätten. Sie verweisen auch darauf, dass es schon zu Verwechslungen mit den Körpermerkmalen gekommen sei und Unschuldige so ins Gefängnis gewandert seien.

Überdies will das FBI das NGI-System mit Fingerabdrücken und Gesichtsbildern anreichern, die Ordnungshüter "im Feld" mit mobilen Erfassungsgeräten aufzeichnen. Die Behörde hat dazu Ende August eine Ausschreibung für Erkennungssoftware begonnen, die mit Android-basierter Hardware wie Smartphones oder Tablets zusammenarbeitet. Die EFF warnt, dass es so zu einer Massenerfassung biometrischer Merkmale bei jeder Polizeikontrolle und teils auch ohne Wissen der Betroffenen kommen könne. Dabei habe ein leitender Behördenmitarbeiter 2012 noch betont, dass Fotos aus Überwachungskameras, sozialen Netzwerken oder "ähnlichen Quellen" nicht in das System einflössen. (mho)