Pro & Contra: Ist das iPad Pro das bessere Surface?

Das neue Profi-Tablet von Apple hat ein großes Display und ist für die Stiftbedienung optimiert. Microsoft bietet das im Surface Pro 3 schon länger.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jeremias Radke
  • Thomas Kaltschmidt

Artikel aus Mac & i Heft 5/2015, Seite 30

Jeremias Radke will keine anachronistischen Design-Paradigmen aus der Desktop-Ära auf dem iPad.

iPad Pro und Surface Pro haben gewisse Gemeinsamkeiten – die optionale Stift-Bedienung und die magnetische Tastatur oder das große Display. Damit enden die Parallelen aber schon. Zum Glück, denn mal ehrlich: Das iPad ist ein Gerät fürs Sofa. Man nutzt es als Second Screen, um Informationen zur Doku nachzuschlagen, die auf dem Fernseher läuft. Oder um Zeitschriften und E-Books zu lesen, im Netz zu surfen, E-Mails zu checken oder auf Facebook zu kommentieren. Dafür ist es perfekt, denn die meisten Apps sind so gestaltet, dass sie sich mit dem Finger problemlos bedienen lassen. Darum habe ich mir ein iPad gekauft und darum werde ich mir auch ein iPad Pro zulegen, welches all das dank des größeren Displays noch komfortabler machen wird.

Ein Bedienkonzept wie bei Windows hätte mich abgeschreckt. Kaum auszudenken, sich auf einem Touchscreen durch ellenlange und verschachtelte Untermenüs hangeln zu müssen. Noch nicht einmal vom Mauszeiger hat sich Microsoft trennen können. Das ganze Surface-Konzept strotzt vor Anachronismen: USB-Ports? Ich warte auf drahtloses Laden, um sämtliche Kabel loszuwerden. Sogar ein Lüfter kühlt den Intel-Prozessor im Microsoft-Tablet. Die stromhungrige x86-Architektur erlaubt die Installation von Office & Co. ohne Anpassungen, allerdings auch Windows-Schädlinge.

Genau genommen ist das Surface Pro mehr PC als Tablet. Besonders flach und mit abnehmbarer Tastatur; aber toll allenfalls für Anwender, die auf dem Sofa Excel-Tabellen ausfüllen wollen. Wen wundert es da, dass das iPad das bislang meistverkaufte Tablet ist und laut Studien von seinen Nutzern intensiver genutzt wird als alle Konkurrenten. Das Gesamtkonzept muss stimmen, und da hat Apple den Bogen raus. Ich bin überzeugt, das iPad Pro wird ein Verkaufsschlager und weit mehr Anwender zufriedenstellen, als es das Surface je könnte. Von der präzisen, druck- und winkelabhängigen Stiftbedienung wird Microsoft noch einiges lernen können. (jra)

Thomas Kaltschmidt glaubt, wer Pro-Anwender locken will, muss ihnen auch mehr Freiheiten geben.

Zugegeben, auf das iPad Pro bin ich ebenso gespannt wie viele andere: auf das große Display, den neuen Sound, die Stiftbedienung. Mag sein, dass Kreative nun ihr Lieblings-Tablet gefunden haben und den erfolgreichen Vorreiter Surface Pro 3 vom Konkurrenten Microsoft ignorieren.

Möglich, dass das „Pro“ für diesen Spezialbereich berechtigt ist. Aber nicht jeder ambitionierte Anwender ist ein geborener Zeichner. Im Grunde handelt es sich beim iPad Pro schlicht um ein schnelleres und größeres iPad – das es auch mit Stift gibt. Für meine Lieblingsthemen Bild, Text und Datenbanken bevorzuge ich immer noch den Mac. Denn vollwertige Programme, flexibles Datenhandling und die Freiheit, installieren zu können, was ich mag, finde ich nur auf ihm. Die Sicherheit, die OS X bietet, reicht mir. Welcher Profi braucht wirklich einen Rundum-Sorglos-Schutz á la iPad?

Apple sagt gern, ein Desktop- und Mobil-System passen nicht zusammen. Microsoft zeigt aber, das geht ziemlich gut – wenn auch nach langwierigen Lernprozessen. Inzwischen können Entwickler für die Microsoft-Plattform Programme bauen, die sowohl im Tablet- als auch im Desktop-Modus eine gute Figur machen. Man kann das Surface Pro 3 an einen Monitor anschließen und so als vollwertigen Windows-PC nutzen. Das Microsoft-Tablet lässt sich gleich gut mit Maus, Touch und Stift bedienen. Dennoch fühlt sich Windows 10 schlank und schnell darauf an.

Es ist schon komisch: Während Apple viele tragende Konzepte wie den neuen Split View bei OS X und iOS gemeinsam einführt und seine Frameworks auf den Systemen immer mehr synchronisiert, müssen sich Entwickler entscheiden, für welche Plattform sie programmieren. Ich wünsche mir, dass auf dem iPad Pro in Zukunft auch vollwertige Mac-Programme laufen, meinetwegen in einer Dualboot- oder Hybrid-Option. Die Fähigkeiten dazu hat Apple, jetzt fehlt nur noch der Wille. (thk)

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