Weltweite LTE-Versorgung: Deutschland in Studie von OpenSignal abgeschlagen

Die Mobilfunktechnik LTE hat sich enorm verbreitet; in manchen Ländern erreicht der Versorgungsgrad mehr als 90 Prozent. Trotz frühem Ausbaustart liegt aber keines der hiesigen Netze in irgendeiner Disziplin vorn, ob Geschwindigkeit oder Abdeckung.

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LTE-Abdeckung in Deutscjhland
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Der aktuelle LTE-Report des britischen Unternehmens OpenSignal hält einige Überraschungen und unliebsame Ergebnisse bereit. Der Studie zufolge belegen Deutschland und die drei Mobilfunknetze von Telekom, Telefónica und Vodafone bei der LTE-Versorgung im weltweiten Vergleich allenfalls Plätze im abgeschlagenen Mittelfeld – ein harter Kontrast zu den Bemühungen, nicht zuletzt mittels LTE die Breitbandversorgungslöcher zu stopfen. OpenSignal erfasst die LTE-Versorgung mit eigenen Smartphone-Apps.

Aus der aktuellen Studie hat die Firma Zahlen von vier Testdisziplinen herausgestellt. Obenauf sind überraschenderweise Länder wie Neuseeland, Uruguay, Kasachstan oder Rumänien. Den Ergebnissen zufolge muss man in neuseeländischen LTE-Netze am kürzesten auf angefragte Internet-Daten warten. Die OpenSignal-Studie beziffert den Datendurchsatz mit 36 MBit/s (Mittelwert für alle neuseeländischen Netze). Darauf folgen – auch nicht weniger überraschend – auf den Plätzen zwei bis zehn Singapur, Rumänien, Südkorea, Dänemark, Ungarn, Österreich, die Vereinigten Arabischen Emirate, Griechenland und Australien (33 bis 21 MBit/s).

Immerhin dabei, wenngleich mittendrin: Deutschland hat laut den Messwerten von OpenSignal gerade mal mittelschnelle LTE-Netze. Die Ergebnisse spiegeln aber nur zum Teil die Leistung der Netze wider. Die Tarifgestaltungen der Netzbetreiber wirken als Bremsklötze, die das Ausschöpfen der maximalen Kapazität verhindern.

Deutschland liegt mit durchschnittlich 13 MBit/s auf Platz 38. Das überrascht auf den ersten Blick, denn beispielsweise betreibt die Telekom in vielen Ballungsgebieten schon LTE-Advanced-Basisstationen, die bis zu 300 MBit/s liefern. Aber diese eigentlich ordentliche Kapazität lässt sich, selbst wenn man an einem optimal versorgten Standort surft, nur mit modernen Geräten und teuren Tarifen ausschöpfen. Die günstigeren Tarife wirken hingegen wie Bremsklötze.

In den übrigen Disziplinen sieht es ähnlich aus. Alle Netze zusammengenommen bescheinigt die Studie die beste Abdeckung den Südkoreanern (97 Prozent bezogen auf die Bevölkerungsversorgung). Das weltweit schnellste Netzwerk betreibt StarHub in Singapur (38 MBit/s) und die beste Netzabdeckung unter allen Betreibern gelang bisher LGT in Südkorea (99,6 Prozent – die anderen beiden südkoreanischen Netze ziehen den Mittelwert herunter). In keiner der Kategorien steht Deutschland an der Spitze, obwohl etliche der jetzt vorn liegenden Länder und Netzbetreiber mit dem LTE-Ausbau später begonnen haben als Deutschland.

Der Deutschen Telekom bescheinigt OpenSignal aktuell lediglich 69 Prozent Abdeckung, Vodafone 58 und O2 Telefónica nicht einmal 50 Prozent. Zwar kann man einzelne Länder nicht so einfach miteinander vergleichen, weil sich die Zahl der erforderlichen Basisstationen und die Infrastrukturen sehr unterscheiden, aber vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Leistungen würde man etwa Uruguay, Kasachstan, Bolivien oder Georgien nicht so weit vorn vermuten. Eine Animation am Ende der Zusammenfassung von OpenSignal zeigt vereinfacht die zeitliche Abfolge beim Start des LTE-Ausbaus in den einzelnen Ländern.

Kritiker, die Mobilfunkprovidern vorhalten, die Labsal aus dem Fass mit der Pipette zu verabreichen, haben mit den Zahlen von OpenSignal weitere harte Munition. Zusätzliches Zahlenmaterial kann man in absehbarer Zeit auch von der Bundesnetzagentur erwarten, die gerade erst eine weitere Kampagne zur Ermittlung der Breitbandraten in Deutschland gestartet hat. Erstmals setzt die Agentur auch auf Smartphone-Apps, um auch die Güte von mobilen Internet-Zugängen zu erfassen. Man darf gespannt sein, wie sich die Messwerte und Analysen in politischen Entscheidungen und Regulierungsmaßnahmen niederschlagen.

OpenSignal berücksichtigt im aktuellen Bericht nur Messwerte von Android-Smartphones; die mittels iOS-Geräten erhobenen Daten sind noch nicht dabei. Auch wurden Messwerte teils nicht berücksichtigt, wenn die Datenbasis nicht den Anforderungen genügte. Details zur Messmethode und zur Interpretation der Zahlen hat OpenSignal auch veröffentlicht. Hier gibt es die iOS-App von OpenSignal und hier die Android-Version. (dz)