Telekom wehrt sich heftig gegen Flatrate-Entscheidung

Auch Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, greift nun in die Debatte um die "Flatrate-Entscheidung" der Regulierungsbehörde ein.

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Von
  • Jürgen Kuri

Auch Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, greift nun in die Debatte um die "Flatrate-Entscheidung" der Regulierungsbehörde (RegTP) ein und macht noch einmal eines klar: Die Deutsche Telekom wehrt sich heftig gegen die Festlegung der RegTP, dass der Ex-Monopolist ab dem Februar nächsten Jahres den Konkurrenten sein Netz zu einem zeitunabhängigen Tarif zur Verfügung stellen muss.

Schon in ersten Reaktionen fand die Telekom deutliche Worte: "Wir sehen das nicht nur als Schritt, sondern als Sprung zurück für den Internetstandort Deutschland", kommentierte Firmensprecher Stephan Broszio im Gespräch mit heise online. Wenn die Telekom die hohe Netzqualität halten wolle, sei sie durch die Entscheidung gezwungen, wesentlich mehr als die bisher veranschlagten 2,2 Milliarden Mark im kommenden Jahr im Schmalbandbereich zu investieren. "Wir spüren die Flatrate-Nutzung jetzt schon ganz schön. Die Engpässe in Ballungsgebieten werden sich wohl deutlich verschärfen. Was haben die Nutzer von ihrer billigeren Flatrate, wenn sie dafür vielleicht öfters nicht mehr faxen können?"

Und Telekom-Sprecher Ulrich Lissek bezeichnete den Beschluss der Regulierungsbehörde als eine glatte Fehlentscheidung. "Das ist ein Pyrrhussieg für die Verbraucher." Investitionen der Telekom würden jetzt in eine veraltete Technologie gelenkt statt in die neue Breitbandtechnik DSL. Lissek sprach zugleich von einer Hängematte für die Wettbewerber, die nicht mehr unternehmerisch handeln müssten: "Das Kostenrisiko bleibt bei uns."

Ron Sommer legte nun noch eins drauf: "'Das werden wir zum Wohle unserer Aktionäre zu bekämpfen wissen", erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zu der so genannten Großhandels-Flatrate. Die Telekom sei nicht bereit, das unternehmerische Risiko der Wettbewerber zu tragen, stellte Sommer erneut klar und fügte hinzu, das normale Telefonnetz sei nicht für Dauersurfer im Internet geeignet; wenn nicht einmal die Hälfte der Online-Nutzer die Flatrate nehme, könnte man Polizei und Rettung nicht mehr erreichen.

Deutliche Worte fand der Telekom-Boss auch zu den Vorwürfen von AOL, die Telekom verhindere durch ihre Tarif-Gestaltung eine bessere Internet-Versorgung der Bevölkerung hier zu Lande. Deutschland sei dank der Telekom die "erfolgreichste Internet-Nation in Europa", erklärte Sommer in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Argument, dass die stärkere Nutzung in den Vereinigten Staaten mit den dortigen Preisen zusammenhänge, wies er zurück. "Wir sind in Sachen Internet keine Nation von Hinterwäldlern, wie der Chef von AOL Deutschland es darstellen möchte", meinte er gegenüber dem Blatt. (jk)