Free Software Foundation feiert 30. Geburtstag

Seit 1985 setzt sich die Free Software dafür ein, dass Anwender die Kontrolle über ihre Computer behalten.

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Richard M. Stallman

Richard M. Stallman, Gründer der Free Software Foundation.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Am 4. Oktober 1985 gründete Richard M. Stallman die Free Software Foundation. Das damalige Ziel der Organisation stand ganz im Geist der Unix-Hacker-Kultur: Förderung des freien Austauschs von Software und Informationen zu Computern, Verbreitung von Software und Informationen zu Computern, leichterer Zugang zu Computern für alle. Freie Software, damals noch als klarer Gegenpol zu kommerzieller Software verstanden, sollte es Menschen ermöglichen, sich selbst und anderen durch das Teilen von Software und Informationen zu helfen. Bald nach ihrer Gründung wurde die FSF als gemeinnützige Organisation anerkannt.

Ein Jahr zuvor hatte Stallman bereits das GNU-Projekt ins Leben gerufen (GNU steht als rekursives Akronym für "GNU's Not Unix"). GNU sollte ein Unix-kompatibles, freies Betriebssystem werden, nachdem Unix sich bereits in den späten 1970er Jahren von seinen Open-Source-Wurzeln gelöst hatte und zu einem kommerziellen Produkt geworden war. Der Erfolg von GNU/Linux parallel zu dem Niedergang von Unix zeigt, wie richtig Stallman mit seiner Vision lag.

Mittlerweile hat sich der Fokus der Free Software Foundation etwas verschoben. Geld mit Software zu verdienen wird nicht mehr grundsätzlich als unmoralisch abgelehnt, sofern dabei die Freiheiten der Anwender gewahrt bleiben. Diese vier Freiheiten, kodifiziert in der General Public License (GPL), definieren, welche Rechte eine Software dem Anwender gewähren muss, um sich als freie Software zu qualifizieren:

  • Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck zu nutzen.
  • Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen und eigenen Bedürfnissen anzupassen. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.
  • Die Freiheit, das Programm weiterzugeben und damit seinen Mitmenschen zu helfen.
  • Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen zu veröffentlichen, damit die gesamte Gemeinschaft davon profitiert. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.

Die größten Gefahren für diese Freiheiten erwachsen heutzutage allerdings nicht mehr aus Unternehmen, die mit Software Geld zu verdienen wollen – für fast alle proprietären Anwendungen sind freie Alternativen verfügbar. Wichtiger sind mittlerweile technische Entwicklungen wie die zunehmende Verbreitung von DRM – von der FSF interpretiert als Digital Restrictions Management –, das Anwender darin beschränkt, was sie mit ihren Computern tun dürfen.

Für John Sullivan, den Geschäftsführer der FSF, besteht die größte aktuelle Gefahr in der zunehmenden Computerisierung unserer Umwelt. PCs, Laptops und Server könne man mittlerweile mit freier Software betreiben. Die zahllosen Embedded Systems hingegen – vom Computer im Auto bis zur Smartwatch – stünden nicht unter der Kontrolle des Anwenders, obwohl sie immer wichtigere Aufgaben erledigen. Eine weitere Gefahr sieht er in proprietären Diensten von Facebook über Salesforce bis zu Google Docs, die dem Anwender auch die Kontrolle über den Verbleib seiner Daten nehmen.

Derzeit konzentriert sich die Free Software Foundation auf die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung freier Software, die Unterstützung von Freie-Software-Projekten, diverse Kampagnen wie die Anti-DRM-Kampagne "Defective by Design", die Durchsetzung von Freie-Software-Lizenzen sowie auf das Thema freie Hardware: Gerade wurde das Linux-Notebook Libiquity Taurinus X200 mit dem Produktzertifikat "Respects Your Freedom" ausgezeichnet. (odi)