Frequenznot beim Mobilfunk in den USA

Die in den USA zur Nutzung durch Mobilfunksysteme der dritten Generation ins Auge gefassten Frequenzbänder werden schon von anderen Funk-Diensten genutzt.

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Von
  • Christian Rabanus

Die Einführung von mobilen Telekommunikationssystemen der dritten Generation in den USA steht vor großen Problemen: Die von der International Telecommunication Union (ITU) für Systeme nach dem Standard International Mobile Telecommunications-2000 (IMT-2000) vorgesehenen Frequenzen werden zum größten Teil schon für andere Dienste genutzt. Eine gemeinsame Nutzung dieser Frequenzen ist zwar nicht ausgeschlossen, stellt aber eine technische und organisatorische Herausforderung dar.

Dies geht aus einem Zwischenbericht über zwei Studien hervor, die die US-Behörden Federal Communications Commission (FCC) und die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) auf Veranlassung von Präsident Bill Clinton durchführen. Clinton hatte Mitte Oktober in einem Memorandum auf die Dringlichkeit hingewiesen, Frequenzen für Mobilfunksysteme der dritten Generation zu bestimmen. Er beauftragte das US-Wirtschaftsministerium Department of Commerce (DOC) als der NTIA übergeordnete Behörde in Zusammenarbeit mit der FCC entsprechende Studien durchzuführen und einen Zwischenbericht bis zum 15. November vorzulegen.

Die ITU hat zur Nutzung durch IMT-2000-Systeme in erster Linie das Frequenzband zwischen 2500 und 2690 MHz vorgeschlagen, allerdings auch eine ganze Reihe von Ausweichbändern angegeben. Der in Deutschland geltende europäische UMTS-Standard sieht für den Mobilfunk der dritten Generation den Frequenzbereich zwischen 1900 und 2170 MHz vor. Die US-Behörden haben neben dem Band zwischen 2500 und 2690 MHz noch das Band zwischen 1710 und 1885 MHz ins Auge gefasst. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser beiden Bänder wurden von FCC und NTIA untersucht.

Das Frequenzband zwischen 1,7 und 1,9 GHz wird in den USA vor allem von staatlichen Einrichtungen genutzt, hauptsächlich vom Militär. Während man bei vielen militärischen Systemen auf andere Frequenzen ausweichen könnte, ist dies bei Satelliten-Steuerungssystemen, die auf Frequenzen innerhalb des untersuchten Bandes funken, nicht möglich. Zwar hat die NTIA Vorschläge unterbreitet, wie man dieses Band aufteilen könnte, für die Verlagerungen der militärischen Frequenzen in andere Bereiche – soweit dies möglich ist – wären allerdings Kompensationszahlungen und für den gemeinsam zu nutzenden Bereich aufwändige Koordinierungstechniken nötig.

Etwas anders sieht das Bild im Frequenzband zwischen 2,5 und 2,7 GHz aus. Auch dieser Frequenzbereich wird größtenteils schon genutzt oder steht kurz vor der Nutzung, allerdings sind in diesem Bereich keine staatlichen Einrichtungen an der Vergabe interessiert, sondern Kommunikationsunternehmen, beispielsweise Worldcom und Sprint. Die FCC, die die Nutzungsmöglichkeiten dieses Bandes untersuchte, meint zwar, dass eine gemeinsame Nutzung des Bandes von Mobilfunksystemen der dritten Generation mit den bestehenden Diensten möglich sei, dass eine solche Kombination aber wie im Frequenzband zwischen 1,7 und 1,9 GHz eine großen technischen und organisatorischen Aufwand nötig machen würde.

Bislang ist also vor allem klar, dass die Bereitstellung von Frequenzen für Mobilfunksysteme der dritten Generation ein Problem darstellt. Die Vergabe der Lizenzen ist für September 2002 vorgesehen, die Festlegung auf Frequenzen soll bis Juli 2001 geschehen. Abschlussberichte von der FCC und der NTIA sollen im März 2001 vorgelegt werden. Aber jetzt schon macht sich den USA die Angst breit, dass man auch beim Mobilfunk der dritten Generation weit hinterher hinken wird. Der Vergabetermin für die Lizenzen ist im Vergleich mit Europa oder Japan sehr spät – zu dem Zeitpunkt, zu dem US-Telekommunikationsfirmen die Erlaubnis zum Betrieb eines Mobilfunksystems der dritten Generation erwerben können, wollen ihre Konkurrenten in Europa und Japan die Kunden schon längst mit solchen Systemen telefonieren lassen. (chr)